EU will vermitteln: Ashton in Kairo

Weltweit herrscht zunehmend Sorge, dass der zwischen Anhängern und Gegnern der Muslimbruderschaft in Ägypten außer Kontrolle geraten könnte. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte die Übergangsregierung auf, das Blutvergießen sofort zu beenden. Auch die EU will in dem Konflikt vermitteln. EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton ist zu Gesprächen in Kairo eingetroffen.

Mittagsjournal, 29.7.2013

Gespräche mit allen Seiten

Nur eine knappe schriftliche Erklärung gibt es in Brüssel vor dem Abflug von Catherine Ashton: "Ich reise nach Ägypten, um alle Seiten zu treffen und um unsere Botschaft zu bekräftigen, dass es einen vollständig integrativen Übergangsprozess geben muss, der alle politischen Gruppen inklusive der Muslimbruderschaft einbezieht." Ashton will also Gespräche mit allen Seiten führen. Neben Vizepräsident El Baradei und Übergangspräsident Adli Mansur sind laut ihren Angaben auch Treffen mit Armeechef Abdel Fattah al Sisi und Vertretern der Muslimbruderschaft geplant.

In Ägypten gehe es um eine klassische diplomatische Aufgabe, nämlich zwei verfeindete Seiten sich annähern zu lassen, sagt Jan Techau, der Direktor des außenpolitischen Think Tanks "Carnegie Europe" mit Sitz in Brüssel. Die EU habe ein strategisches Interesse daran, dass Ägypten wieder in einen friedlichen Prozess zurückfindet.

"Jeder Euro zählt"

Die Bemühungen der EU Außenbeauftragten seien dabei nicht zu unterschätzen, so Jan Techau weiter. Die EU gilt als größter ziviler Geldgeber Ägyptens. Allein aus Brüssel fließen jährlich 140 Millionen Euro. Dazu kommen noch zwischenstaatliche Zahlungen von mehreren EU-Ländern wie Deutschland Frankreich, Großbritannien und einigen skandinavischen Ländern. Ashton komme daher einerseits als die Chefin der EU-Außenpolitik, andererseits auch als Vertreterin der Geldgeber. Und das werde in Ägypten schon wahrgenommen, schließlich sei in Ägypten der Tourismus als Einnahmequelle zusammengebrochen, und da zähle jeder Euro.

Bei der heutigen Vermittlungsmission von Catherine Ashton dürfte es vor allem darum gehen, Gesprächsbereitschaft auf beiden Seiten zu suchen - offene Türen in einem Konflikt, in dem alle Türen verschlossen zu sein scheinen.

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