Ashton besuchte Mursi im Gefängnis

Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton hat sich mit dem vom ägyptischen Militär abgesetzten Präsidenten Mohammed Mursi getroffen. Wo das Treffen stattfand, sagte sie nicht. Der aus der Muslimbruderschaft stammende Mursi war vor gut einem Monat nach Massenprotesten abgesetzt worden. Die Armee hält ihn an einem geheimen Ort fest.

Morgenjournal, 30.7.2013

Treffen unter Geheimhaltung

Dass Mohammed Mursi freigelassen werden soll, ist für Catherine Ashton eine Selbstverständlichkeit. Diesen Wunsch haben die Militärs der EU-Chefdiplomatin nicht erfüllt, wohl aber ihre Bitte, den gestürzten Präsidenten zu treffen. Wie es ihr gelungen ist, die Zustimmung zu dieser Begegnung zu erhalten, ist derzeit freilich nicht bekannt. Auch wo das Treffen stattgefunden hat, wurde nicht mitgeteilt. Die beiden hätten zwei Stunden lang ausführlich miteinander gesprochen, teilte Ashtons Sprecherin via Twitter mit. Inoffiziell hieß es, Ashton habe einen Militärhubschrauber genommen, um Mursi zu treffen, an einem Ort außerhalb Kairos. Wo der abgesetzte Präsident derzeit festgehalten wird, ist ein gut gehütetes Geheimnis der neuen Machthaber in Kairo, angeblich hat ihn nicht einmal seine eigene Familie besuchen dürfen, seit er am 3. Juli sein Amt verloren hat.

Diplomatische Überraschung

Jedenfalls ist Catherine Ashton mit ihrem Besuch bei Mursi zumindest eine diplomatische Überraschung gelungen. Sie ist jetzt schon zum zweiten Mal seit Ausbruch des Krise in Ägypten, und sie spricht mit allen maßgeblichen Leuten: mit Übergangspräsident Adli Mansur und Armeekommandeur General Abdel Fattah al-Sisi ebenso wie mit den Muslimbrüdern und mit Mitgliedern Tamarod, jener Bewegung, die Mursis Sturz mit Unterschriftensammlungen und Massendemonstrationen in Gang gesetzt hat.

Dennoch will Ashton von einer formellen Vermittlungsmission nicht sprechen, sie will nur ihre Position nutzen, als einzige ausländische Vermittlerin Zugang zu allen politischen Kräften Ägyptens zu haben, getreu ihres Grundsatzes, man müsse mit allen reden.