Tourismus sieht sich als "Job-Motor"

Der Tourismus will seine Bedeutung als "Job-Motor" herausstreichen. Seit 2008 sind im Tourismus 14.000 neue Arbeitsplätze geschaffen worden, während in der Produktion und in der Finanzbranche 19.000 weggefallen sind, sagt Michaela Reitterer, Präsidentin der Hoteliersvereinigung. Dabei sei die Politik keine große Hilfe, im Gegenteil.

Morgenjournal, 3.8.2013

"Entvölkerte Talschaften"

Die Politik schaffe keine Arbeitsplätze - das machten die Tourismusbetriebe schon selbst, sagt Michaela Reitterer. Und das, obwohl die Lohnnebenkosten mittlerweile pro Nächtigung um ein Drittel höher seien als noch vor sieben Jahren: "Eine Mitarbeiterin von mir, die vielleicht 1.100 Euro verdient, kostet am Ende des Tages 1.900 Euro - 800 Euro davon nimmt der Staat", rechnet Reitterer vor.

Dabei würde jeder Job in der Hotellerie noch zusätzlich zwei Jobs in verwandten Bereichen oder Branchen bedeuten: "Ganz Talschaften wären ohne Hotellerie entvölkert", so Reitterer. Denn auch Bäcker, Fleischhauer, Installateure, Bergbahnen lebten davon. Der Tourismus schaffe da Arbeitsplätze -
Ganz im Gegensatz zu anderen Branchen.

Teilzeit und Statistikfehler

Wer im Tourismus arbeitet, hat meist wenig Chancen auf eine Vollzeitstelle mit geregelten Arbeitszeiten. Aber das will die Präsidentin der Hoteliervereinigung nicht als Nachteil akzeptieren: Das habe nichts damit zu tun, dass keine Vollzeitplätze angeboten würden, sondern auch damit, dass sich die Arbeitnehmerinnen wie etwa wiedereinsteigene Mütter das wünschten.

Dass in der Arbeitslosenstatistik dann trotzdem auch der Tourismus-Bereich mit steigenden Arbeitslosenzahlen auffällt, habe einen anderen Grund: "Wenn jemand einmal einen Monat ausgeholfen hat, weil er seine Arbeitslosigkeit überbrücken wollte, ist aber Dreher oder Zahnarztassistentin, dann wird sie nachher nicht als Zahnarztassistentin geführt sondern als arbeitslose Kellnerin. Und das ist falsch."

Baustelle Ausbildung

Gerade in den Hotels gehöre es dazu, dass die Mitarbeiter auch ausgebildet werden, denn es gebe n icht so viele Mitarbeiter, wie man bräuchte. Auch bei den Jungen gebe es noch Potential. Aber wenn ein Hotel keinen Gastronomiebereich hat und nur eine Lehrstelle für den Bereich Rezeption und Internet anbieten will, geht das derzeit nicht, daher müsse auch die Lehrlingsausbildung reformiert werden, so die Präsidentin der Hoteliervereinigung.