Neue Ideen für Jugendstrafvollzug

Sollen unter 14-Jährige, die noch nicht zu Haftstrafen verurteilt werden können, künftig in geschlossenen Wohngemeinschaften festgehalten werden - unter Umständen auch 14 Tage lang? Die bekannte Jugendrichterin Beate Matschnig spricht sich für dieses Modell nach Schweizer und dänischem Vorbild aus.

Junge frau im Jugendarrest

(c) dpa, Bernd Thissen

Morgenjournal, 5.8.2013

Beziehungsaufbau ermöglichen

Jugendrichterin Beate Matschnig ist die vehementeste und bekannteste Kritikerin von Missständen in der Jugendhaft. Aber nach Familienrichtersprecherin Doris Täubel-Weinreich setzt sich nun auch sie für sozialpädagogisch geführte Wohngemeinschaften ein, wo auch unter 14-Jährige Jugendliche, die gar nicht anders zu bändigen seien, vorübergehend unter einer Art Hausarrest stehen sollten. - Und zwar, so Matschnig, um einen Beziehungsaufbau mit den Sozialpädagogen zu ermöglichen.

Vorbild sind sozialpädagogische Wohngemeinschaften in Dänemark und der Schweiz. Der dortige Verantwortliche war letzte Woche Gast bei der "Taskforce Jugend-U-Haft". Jugendstrafrichterin Matschnig skizziert: Man würde etwa in Wien eine Wohngemeinschaft für nur rund zehn extrem schwierige Burschen benötigen und eine kleinere für Mädchen. Zumindest in der Nacht sollen die Jugendlichen die WG nicht verlassen dürfen, untertags soll es ein dichtes Programm geben und die ersten 14 Tage könnten einzelne unter Hausarrest stehen.

"Vielleicht rette ich den Großteil"

Aber da es um nicht strafmündige unter 14-Jährige geht und um über 14-Jährige, die gerade keine Haftstrafen absitzen müssen, ist nicht die Justiz zuständig - sondern die Jugendwohlfahrt in den neun Bundesländern. Und die Verantwortlichen in Wien befürchten offenbar einen Rückfall in Zeiten von Gewalt und Missbrauch durch Erzieher in geschlossenen Kinderheimen.

Beate Matschnig entgegnet: "Wir wollen kein 'Gefängnis light', wir wollen keinen Wilhelminenberg. Was wir uns vorstellen, ist , die Möglichkeit zu schaffen, sie zumindest für die erste Zeit zum Dableiben zu zwingen. In dem Alter kann ich ja noch was ändern. Sie können noch eine Ausbildung machen. Vielleicht rette ich nicht alle, aber ich rette einen Großteil. Und ich ersparen damit dem Staat das Geld, das er später braucht, wenn sie straffällig werden und in Haft sind."

Derzeit würden einzelne Jugendliche, mit denen man in WGs nicht zurechtkommt, alleine in Wohnungen untergebracht, mit nur temporärer Betreuung. Das sei keine Lösung , so Matschnig