"Zur Lage der Nation"

Klimapolitik-Vorbild Bristol

Großbritannien, genauer gesagt die Stadt Bristol, schont die Natur mit einer ökologischen Raumordnungspolitik. Alte Industrie- und Gewerbeflächen am Hafen wurden saniert und neu genutzt. 2015 darf sich Bristol ein Jahr lang "Grüne Hauptstadt Europas" nennen. Ein Preis, der Städte und ihre Bewohner ermuntern soll, Umweltpolitik und Klimawandel zu leben.

Mittagsjournal, 6.8.2013

Lange Vorbereitung

An dieser Auszeichnung arbeitet die britische Stadt schon fünfzehn Jahre. Ende der 90er-Jahre wurde das Hafengelände von Öl und Schmutz gereinigt, die Flächen bewohnbar gemacht, erklärt Alex MinShull, Verwaltungschef der Stadt Bristol: "Wir haben das Notwendige mit dem Nützlichen verbunden. Das verschmutzte Gelände musste gereinigt werden. Wir wollten aber Leben ins Stadtzentrum bringen. Hätten wir die Hafenflächen nicht neu genutzt, hätten wir vermutlich das Stadtzentrum zugebaut etwa mit Parkplätzen."

Seit 2005 sinkt der Treibhausgasanteil und das obwohl sich mehr und mehr Betriebe ansiedeln: "Das ist uns gelungen, weil wir schon vor 15 Jahren begonnen haben, Haushalte sauberer zu machen. Wir haben die Sanierung von Wohnhäusern subventioniert, alte Ölheizungen günstig getauscht. Das spart Energie und Schadstoffe in weiten Teilen der Stadt."

Bristol erhält 500 Millionen Euro vom britischen Steuerzahler, um den Autoverkehr einzudämmen; für den Aufbau kohlenstoffarmer Wirtschaft werden private Investoren gesucht. Das Ziel: 17.000 neue "green jobs" bis 2030: "Das sind natürlich traditionelle Handwerkerjobs. Aber die Leute machen andere Sachen. Sie beschäftigen sich etwa mit neuen Baustoffen. Also traditionelles Handwerk, aber neue Herausforderungen."

Mehr Nachfrage, weniger Schadstoffe

Rückendeckung hat Bristol vom britischen Premier David Cameron und dem Parlament. Denn als erstes und bisher einziges EU-Land hat Großbritannien 2008 schon den Umgang mit dem Klimawandel in ein Gesetz gegossen. Während der Rest Europas noch an Strategien tüftelt, arbeitet Großbritannien an seinem Ziel bis 2050 die Emission von Treibhausgasen um 80 Prozent zu reduzieren, erklärt David Kennedy, Chef des Komitees zum Klimawandel: "Autos dominieren den Verkehr. Da ist die Industrie gefragt, man kann auch mit herkömmlichen Autos viel machen, dazu kommt die Elektromobilität. Unser Weg ist nicht Verzicht. Wir wollen steigende Nachfrage aber trotzdem weniger Schadstoffe." Doch auch in Bristol stinkt´s manchmal zum Himmel: Wenn ein VW-Käfer zum Tanken in die Kläranlage fährt. Volkswagen hat extra für Bristol einen Beetle gebaut, den menschlicher Abfall antreibt.

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