Alpach: Gesundheitsstudien oft falsch

Wirkstoff X schützt vor Alzheimer, bestimmte Nahrungsmittel verlängern das Leben, Medikament Y hat kaum Nebenwirkungen - derartige Studienergebnisse sind nicht immer verlässlich, sagt ein US-Mediziner, dessen Bericht „Warum die meisten Forschungsergebnisse falsch sind" in Fachkreisen für Gesprächsstoff sorgt und natürlich auch Kritik hervorruft.

Morgenjournal, 17.8.2013

Hormone und Vitamine

Zu schön, um wahr zu sein: Manchmal werden die Aussagen von medizinischen Studien übertrieben dargestellt, die Effekte auf den einzelnen Menschen überschätzt, meint der Mediziner, Hygiene-Experte und Epidemiologe John Ioannidis; er hat sich mit der Analyse, wie viel Wahrheit in Studien anderer steckt, nicht nur Freunde gemacht.

Manchmal seien Studienergebnisse eigentlich ungültig, weil zum Beispiel der Forscher/ die Forscherin nicht objektiv war; oder weil die Studie nicht nachvollziehbar sei und wiederholt werden kann oder weil die Ergebnisse schlichtweg durch andere Studien widerlegt werden. als Beispiel nennt er die Hormonersatztherapie für Frauen: viele Jahre wurde Hormonersatz als DIE Lösung gegen Wechselbeschwerden gepriesen, bis dann im Jahr 2003 eine Studie die Therapie mit erhöhtem Brustkrebsrisiko in Zusammenhang brachte.

Ein anderes Beispiel sind diverse Vitamine. Lange Zeit glaubte man, mithilfe von Vitaminpräparaten die Lebenserwartung zu heben und das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen oder Krebs zu senken - um 50 Prozent oder mehr. Mittlerweile weiß man, dass die Effekte geringer sind und dass Überdosierung von bestimmten Vitaminen sogar schaden kann.

Objektiv und einsehbar

Den Nachweis, dass viele Studien nicht korrekt sind, erbringt der Mediziner John Ioannidis übrigens mit einer komplizierten mathematischen Formel; zudem versucht er, einige Studien zu reproduzieren.

Mit Tierversuchen hat Ioannidis kein ethisches Problem, wohl aber, dass viele Experimente, die dann auf den Menschen umgelegt werden, von kleinen Teams und mit wenigen Versuchstieren durchgeführt werden. Tierversuche würden oft nicht objektiv ausgelegt (weil ein bestimmtes Ergebnis erhofft wird) - mit dem Effekt, dass derselbe Wirkstoff bei Menschen angewandt nicht dieselbe Wirkung hat.

Was empfiehlt John Ioannidis also? Studien müssten nicht nur korrekt durchgeführt werden, sondern vor allem objektiv interpretiert werden. Daher sollten alle Daten frei zugänglich für alle sein. Ein Trend - open access genannt, der in Wissenschaft und Forschung egal welcher Disziplin weltweit immer größer wird.