Medien: Was Politiker falsch machen können

Der Nationalratswahlkampf rückt jetzt zunehmend in den medialen Fokus. Ab heute stellen sich die Spitzenkandidaten der Parlamentsparteien ausführlichen Interviews in den Ö1-Journalen. Dann folgen die Konfrontationen im ORF-Fernsehen und die Debatten in Ö1-"Klartext Spezial". Politiker können bei diesen Auftritten einiges richtig und vieles falsch machen.

Morgenjournal, 19.8.2013

Beeindrucken, nicht langweilen

Das Schlimmste, was ein Politiker in den Vorwahldebatten tun kann ist, nicht aufzufallen, sagt die Motivforscherin Sophie Karmasin. Wer keinen starken Eindruck hinterlässt, verliert automatisch. Das Zweitschlimmste für einen Politiker wäre, die Hörer und Seher zu langweiligen. Sophie Karmasin: "Wenn er zu detailliert und facettenreich die Themen beschreibt, dann bleibt nichts hängen. Zu wenig konkrete Aussagen zu treffen, ist das Negativste, was passieren kann."

Angriff ist besser als Verteidigung

Unbedingt vermeiden sollten Politiker auch, bei den Debatten gegenüber ihren Mitbewerbern in die Defensive zu geraten, sagt der Politikberater Thomas Hofer. Er erinnert sich an ein TV-Duell 1994, als der damalige FPÖ-Chef Jörg Haider die damaligen Regierungspolitiker Busek und Vranitzky mit dem "berühmten Taferl" wirklich überrascht habe. "Wenn man in einer Debatte dauerhaft in die Defensive gerät, dann wirkt das demobilisierend und demotivierend auf die eigenen Anhänger."

Nicht übertreiben
Davon profitieren wiederum die Debatten-Gegner, die in solchen Situationen Stärke beweisen können. Der Kommunikationsberater Christian Scheucher warnt jedoch vor einem zu aggressiven "Hinhauen" auf sein Gegenüber. Dabei kann nämlich ein Mitleidseffekt entstehen, durch den der scheinbar Unterlegene letztendlich wieder gut aus der Konfrontation aussteigt. Scheucher erinnert an eine TV-Konfrontation Vranitzky - Schüssel. "Schüssel hat damals vor laufender Kamera Vranitzky, der offensichtlich gesundheitlich angeschlagen war, an den Rand eines K.O. getrieben. Die Umfragen am Abend haben dann ergeben, dass es etwa nur fifty-fifty ausgegangen ist. Also die Öffentlichkeit ist an einen zu konfrontativen Stil nicht gewöhnt und das ist auch nicht gewünscht."

Mit Emotionen punkten

Politiker können Debatten auch gewinnen, ohne ihre Gegner zu demütigen, sagt Politikberater Hofer. Das kann zum Beispiel durch überraschende Aktionen gelingen, wie es damals die Haider-Taferl eben waren. Oftmals sind es auch pointierte Sager, die bei den Wählern hängenbleiben. Besonders punkten Politiker dann, wenn sie bei ihren Auftritten emotionale Momente erzeugen, so Thomas Hofer. Er nennt als Beispiel den damaligen SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer, als dieser 2006 auf einer emotionalen Ebene Wolfgang Schüssel gekontert habe.

Die politischen Inhalte geraten dabei in den Hintergrund, sagt Sophie Karmasin. Das Ergebnis der Debatten entscheide sich nämlich nur zu 20 Prozent auf Basis der Standpunkte. Es komme weniger darauf an, "was" die Politiker sagen. Eher zähle das "wie" man auftritt, welche Worte, welche Körpersprache man wähle.

Für die Kandidaten gibt es bei den Konfrontationen jedenfalls noch viel zu holen, und ebenso viel zu verlieren, sagt Sophie Karmasin. Jeder zweite Wähler weiß nämlich bis jetzt noch nicht sicher, für welche Partei er sich entscheiden soll.

Programmtipp

Den Anfang der ausführlichen Interviews in den Ö1-Journalen macht Frank Stronach im heutigen Mittagsjournal.