D: Handel mit ausgespähten Rezeptdaten

Auch ohne die ausgeklügelten Ausspähmethoden der US-Geheimdienste kommt es offenbar zu millionenfachen Datenschutzverletzungen. Das Nachrichtenmagazin "Spiegel" berichtet von einem schwunghaften Handel mit Patientendaten. Demnach verkauft ein süddeutsches Apothekenrechenzentrum die Rezeptdaten von Millionen Deutschen an eine US-Firma.

Morgenjournal, 19.8.2013

"Studien" mit gekauften Daten

Die für rund ein Cent pro Rezept verkauften Daten sind laut Spiegel unzureichend verschlüsselt, die Identität der Patienten sei zwar durch einen 64-stelligen Code verschleiert, der lasse sich aber leicht zurückrechnen auf die tatsächliche Versichertennummer. Zusätzlich würden auch Alter und Geschlecht der Patienten weitergegeben. Auf seiner Internetseite wirbt der Gesundheitsmarketing-Konzern IMS-Health damit, er könne Pharmafirmen die Datenanalysen von mehr als 400 Millionen Patienten weltweit liefern. IMS ist in mehr als 100 Ländern tätig und bietet sogenannte Studien darüber an, welche Medikamente von wie vielen Menschen wie lange eingenommen werden.

Dem "Spiegel" liegt nach eigenen Angaben ein Angebot von IMS an den französischen Pharmakonzern Sanofi-Aventis vom April 2012 vor. Darin biete IMS die Informationen aus Insulinrezepten für rund 86.000 Euro an - und zwar "patientenindividuell" und mit regelmäßigen Aktualisierungen.

Begrenzte Empörung

Bisher gibt es nur wenige Reaktionen. Der deutsche Datenschützer Thilo Weichert kritisiert den Handel mit Rezeptinformationen als einen der "größten Datenskandale der Nachkriegszeit". Und die deutsche Piratenpartei, die sich sehr spät und nicht allzu laut in der NSA-Ausspähaffäre eingeschaltet hat, reagiert diesmal schneller. Sie fordert einen wirksamen Schutz der Patienten vor dem Handel mit Gesundheitsdaten.

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