Studie: "Krise macht krank"
Die Sparpolitik in Europa schadet der Gesundheit und kostet gar Menschenleben - zu dem Schluss kommt ein internationales Team aus Medizinerinnen und Gesundheitswissenschaftlern. Anstatt Ausgaben zu kürzen, sollte Europa Geld investieren - und zwar in neue Jobs, das nütze der Gesundheit der Menschen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 19.8.2013
Mehr Selbstmorde
Die Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2007 hätten die Menschen in Europa nicht nur im Geldbörsel zu spüren bekommen, sondern am eigenen Leib - das besagte die Analyse der Gesundheitswissenschaftler und Medizinerinnen, wie Martin McKee, Gesundheitswissenschaftler der London School gegenüber Ö1 beim Europäischen Forum Alpbach berichtet. So habe es mehr Suizide in ganz Europa (mit Ausnahme Österreich) zwischen 2007 und 2010 gegeben, vor allem in Griechenland und Südeuropa .
Mehr Infektionskrankheiten
Aber laut McKees Studie nehmen durch Sparpolitik in Europa auch Infektionskrankheiten zu - weil für vorbeugende Maßnahmen das Geld fehle. Am stärksten sei Griechenland betroffen. Laut Mediziner Martin McKee sind in Griechenland die HIV-Infektionen gestiegen - er erklärt das damit, dass weniger Geld für Spritzentauschprogramme zur Verfügung steht. Auch Malaria sei dort zurückgekommen und zwar weil sich Personen im Land anstecken. So berichtete die Nachrichtenagentur Reuters Ende 2012, dass sich 40 Personen innerhalb des Landes angesteckt hätten; und das obwohl Malaria in Griechenland an sich seit den 50er Jahren ausgerottet war.
Ein weiteres Detail, ausnahmsweise positives Detail der Studie: Es gibt weniger Verkehrstote in wirtschaftlich schlechten Zeiten.
Gesünder mit Jobs
McKee und Team sind überzeugt: Zwar könnten einige Staaten, vor allem Griechenland, bei Medikamenten noch sparen und mehr Generika verschreiben, aber allumfassendes Sparen helfe Staaten nicht aus der Wirtschaftskrise. Anstatt zu kürzen, sollte Europa Geld investieren - und zwar in neue Jobs; das nütze der Gesundheit der Menschen. Woher das Geld dafür kommen soll? Alle Staaten Europas müssten gemeinsam das Problem lösen im Sinne aller, so der Gesundheitswissenschaftler Martin McKee.