Chef der Muslimbrüder verhaftet

Nach der brutalen Gewalt der vergangenen Tage in Ägypten war es heute verhältnismäßig ruhig. In Kairo wurden Barrikaden weggeräumt, auf den Straßen ist nicht mehr so viel Militär präsent. Gleichzeitig erhöht aber die von der Armee gestützte Übergangsregierung den Druck auf die Muslimbruderschaft. Ihr oberster Chef Mohammed Badie wurde vergangene Nacht festgenommen. Ihm wird Verhetzung und Aufruf zur Gewalt vorgeworfen.

Abendjournal, 20.8.2013

Mohammed Badie

Mohammed Badie, 2010

(c) El Fiqi, EPA

Muslimbrüder unbeeindruckt

Seit Wochen war er gesucht worden, heute im Morgengrauen nahm die Polizei Mohamed Badie fest, in einer Wohnung im Kairoer Stadtteil Nasr City: ein Video seiner Festnahme wurde kurz danach im Fernsehen veröffentlicht.

Der 70jährige Badie gehört seit 30 Jahren dem obersten Führungsgremium der Muslimbrüder an, unter Mubarak war er auch mehrmals im Gefängnis. Viele Ägypter sind überzeugt, dass der nunmehr gestürzte Präsident Mursi nur eine Marionette von Badie gewesen ist.

Dem nun festgenommenen Badie wird vorgeworfen, mit Hassreden zum Mord an Demonstranten aufgerufen zu haben. Am kommenden Sonntag schon soll er vor Gericht gestellt werden. Seine Anhänger zeigen sich wenig beeindruckt: Wir setzen unseren Kampf gegen dem Militärputsch fort, so der Sprecher der Muslimbrüder heute.

Anklage gegen El-Baradei

Anklage erhoben wurde heute aber auch gegen eine andere prominenente politische Persönlichkeit Ägyptens: gegen Friedensnobelpreisträger Mohamed El-Baradei. Zunächst Hoffnungsträger der Liberalen in Ägypten, verteidigte El-Baradei den Sturz von Präsident Mursi durch die Militärs. Vergangene Woche dann aber trat El-Baradei als Vizepräsident zurück, aus Protest gegen das brutale Vorgehen der Militärs gegen die Mursi-Anhänger.

Genau dieser Rücktritt wird ihm jetzt angekreidet. Er habe damit das in ihn gesetzte Vertrauen missbraucht, heißt es in der Anklage. Mohammed El-Baradei dürfte so etwas Ähnliches geahnt haben. Vergangenen Sonntag ist er nach Wien ausgereist, wo er noch aus Zeiten als Chef der Atomaufsichtsbehörde eine Wohnung besitzt.