Weitere Gewaltwelle in Ägypten

Schlag auf Schlag folgen die Berichte über neue Gewalttaten in Ägypten. Gestern sind laut Angaben der Übergangsregierung 36 inhaftierte Muslimbrüder bei Ausschreitungen während eines Gefangenentransports getötet worden, heute Vormittag starben bei einem Angriff auf Polizisten auf der Sinai-Halbinsel mindestens 25 Polizisten.

Abendjournal, 19.8.2013

Kontrolle über Sinai entglitten

In ziviler Kleidung liegt ein Dutzend ägyptischer Polizeibeamter mit dem Gesicht zum Boden am Straßenrand. Manchen sind die Hände am Rücken zusammengebunden. Daneben sind schwarze Müllsäcke ausgebreitet, um ihre Leichen wegzuschaffen. Diese Bilder zeigt die Nachrichtenagentur Reuters nach dem heutigen Anschlag von Islamisten auf zwei Polizeiwagen auf der Sinai Halbinsel. sie sollen 25 Polizisten getötet und zwei verletzt haben.

Lange galt die Sinai-Halbinsel als Pufferzone zwischen dem ägyptischen Kerngebiet und Israel. Spätestens seit dem Sturz des Ex-Diktators Hosni Mubarak ist es damit aber vorbei: Der Sinai ist in den letzten Jahren immer mehr zum Rückzugsgebiet militanter, Al-Kaida naher Islamisten geworden. Das ägyptische Militär hat die Sicherheitslage nicht mehr unter Kontrolle: und seit dem Sturz des Ex-Präsidenten Mohammed Mursi wird fast täglich über Angriffe militanter Islamisten auf Sicherheitskräfte auf dem Sinai berichtet.

Kommt Mubarak frei?

Mitten in die ägyptischen Unruhen ist heute noch eine andere Nachricht geplatzt: Der Anwalt des Ex-Diktators Hosni Mubarak gab bekannt, dass sein Mandant noch diese Woche freigelassen werden könnte, auch in Justizkreisen gilt das als wahrscheinlich: Ein rechtskräftiges Urteil darüber ob Mubarak am Tod 800 regimekritischen Demonstranten verantwortlich ist gibt es nach zwei Jahren Prozess noch immer nicht. Ist das der Fall, darf ein Beschuldigter nicht länger fest gehalten werden. Und das Korruptionsverfahren gegen ihn müsse auch neu aufgerollt werden.