Patientendaten-Weitergabe: Pharmaindustrie profitiert

Es sind offenbar nicht nur ein paar schwarze Schafe, wie Gesundheitsminister Alois Stöger zuletzt gemeint hat, die Patientendaten verkaufen. Von denen dann letztlich die Pharmaindustrie profitiert. Alle wichtigen Akteure des Gesundheitssystems sind mit im Boot: Ärzte, Spitäler und Apotheken - letztere liefern allerdings keine Informationen über Behandlungen, sondern Zahlen, wie oft sie welches Medikament verkaufen.

Mittagsjournal, 22.8.2013

Verschlüsselt, aber nicht anonym

Die Korruptionsstaatsanwaltschaft prüft, ob hier Bestechung vorliegt. Die Datenschutz-Kommission prüft, ob das Datenschutzgesetz verletzt worden ist. Und die Ärztekammer hat gegen das Marktforschungsunternehmen IMS und eine Arztsoftwarefirma Anzeige erstattet. IMS sagt deshalb auf anwaltlichen Rat hin seit heute Vormittag gar nichts mehr.

Klar ist, dass die Marktforscher von Ärzten gegen ein Honorar Patientendaten bekommen haben - konkret waren das verschlüsselte, aber nicht anonyme Daten über verschriebene Medikamente, Alter und Geschlecht der Patienten inklusive. Erika Sander, Österreich-Chefin von IMS, am Montag dazu: "Wir haben eine repräsentative Stichprobe über ganz Österreich verteilt, im Durchschnitt 350 Ärzte."

Eine bundesweite Stichprobe also. Meldungen, wonach sogar bis zu 850 Ärzte - das wären zehn Prozent der niedergelassenen Kassenärzte - Daten weitergeben, ließen sich bisher nicht erhärten.

Auch Spitäler und Apotheken

Gestern Abend hat die Firma IMS noch bestätigt, dass auch Spitäler Verschreibungsdaten weitergeben. 120 bis 150 Häuser - darunter die Ordensspitäler der Vinzenz-Gruppe, wie diese bestätigt hat - sollen beteiligt sein. IMS-Chefin Sander bestätigt aber nur, dass in Österreich auch mit Spitälern kooperiert werde und dort Arzneimittelverbrauchsdaten erhoben würden.

Sie sagt also nichts darüber, ob die Zahl stimmt. Und nicht zuletzt ist IMS auch mit rund 200 Apotheken im Geschäft, wie Gottfried Bahr von der Apothekerkammer bestätigt: IMS habe Verträge mit Apotheken, wo es Verkaufsdaten bekäme. Das seien etwa 200 Apotheken. Sprich: Ein Sechstel der 1.200 Apotheken in Österreich liefert Daten an die Marktforscher.