Team Stronach: Ähnlichkeiten zur US-Tea-Party
Die Partei des Austrokanadiers Frank Stronach will am 29. September den Einzug in den Nationalrat schaffen. Die Chancen sind nach allen Umfragen intakt. Das Team Stronach wird vom schillernden Parteigründer getragen, der als Milliardär auch das nötige Kleingeld für den Wahlkampf beisteuert. Aber was steckt hinter Stronachs Erfolg? Forscher der Universität Linz haben das untersucht und erstaunliche Parallelen zur amerikanischen Tea-Party-Bewegung gefunden.
27. April 2017, 15:40
Mittagsjournal, 24.8.2013
Stronach folgt Tea-Party-Mustern
Die Tea Party ist ein Kind der Finanzkrise von 2008. Die Bewegung bündelt den Unmut über die Rettungsprogramme der US-Regierung für Banken und Autoindustrie, sie schürt aber auch den Zorn des rechtschaffenen Hausbesitzers auf den Nachbarn, der sich sein Haus nicht mehr leisten kann und vom Staat Hilfe braucht. Dem stehen die hart arbeitenden Menschen gegenüber, die sich gegen dieses System einer privilegierten Gruppe auflehnen sollen.
Frank Stronachs "Kampf gegen das System" folge diesem Muster, sagt Walter Ötsch vom Institut für die Gesamtanalyse der Wirtschaft an der Universität Linz: "Für Stronach sind das Berufspolitiker, Beamte, Gewerkschafter und auf der anderen Seite die Fleißigen, hart Arbeitenden, Leute, die eine hohe Leistungsbereitschaft haben so wie Stronach selbst – quasi eine Kategorie von Volk. Da werden alle hineingemischt, das können Milliardäre bis kleine Arbeiter sein."
Abwertung des politischen Bereichs
Der Milliardär ruft also die Tüchtigen aller Klassen zum Protest auf. Auch hinter der Tea-Party-Bewegung stehen schwerreiche Financiers, vor allem die Industriellen David und Charles Koch, zusammen die drittreichsten US-Amerikaner nach Bill Gates und Warren Buffet. Ihr Ziel liegt auf der Hand.
Die Koch-Brüder kämpfen seit jeher für den absolut freien Markt, den der Staat nicht behindern dürfe. Also Rückbau des Staates, keine neuen Schulden. Staatsschulden würden als moralisches Problem erklärt, sagt Ötsch. Bei Stronach seien eine ganz polarisierende Gegenüberstellung von Wirtschaft und Politik und eine ungeheure Abwertung des politischen Bereiches dabei.
Legt nahe: Wirtschaftlicher Erfolg Kriterium für Politik
Gleichzeitig werden Ötsch zufolge sowohl von der Tea Party als auch von Stronach erfolgreiche Unternehmer als die besseren Politiker dargestellt. "Leuten, die in der Wirtschaft erfolgreich sind, wird eine hohe Art von Moralität zugeordnet. Das marktradikale Programm wird noch moralisch überhöht", wobei Stronach vor allem sich selbst überhöhe, wie Ötsch festhält.
Stronach präsentiere sich nach dem Motto, er selbst habe die höchsten Werte und genau das befähige ihn zur Politik. Der Parteigründer sage im Klartext "Die reden Blödsinn", "Die haben noch nie Arbeitsplätze geschaffen", als ob es das Kriterium von Politik wäre, wirtschaftlich erfolgreich zu sein, analysiert Ökonom Ötsch.
Macht sich selbst zum Mythos
Die Tea Party beruft sich auf den Mythos der Gründerväter der USA, den Widerstand der Siedler gegen die britische Kolonialpolitik. Frank Stronach mache sich selbst zum Mythos, sagt Ötsch: "Es gibt bei ihm sozusagen den Mythos der eigenen Lebensgeschichte, der in Bezug auf die Fakten natürlich sehr, sehr verklärend erzählt wird."
Denn Stronachs Firmen hierzulande wie auch in Kanada haben immer wieder von politischen Eingriffen aller Art profitiert, doch das ist in seinen biografischen Erzählungen kein Thema. Jetzt ist die Entfesselung des Marktes angesagt, die sich zuletzt auch ÖVP-Obmann Michael Spindelegger auf die Fahnen geschrieben hat. Das BZÖ hat schon länger eine Anleihe bei der Tea Party genommen - das "Tea" steht nämlich auch als Abkürzung für "taxed enough already". Frei übersetzt wäre das der BZÖ-Wahlslogan "Genug gezahlt".