Wahlwerbegeschenke: Von billig bis "Premium"
Feuerzeuge, Kugelschreiber, Luftballone: An solchen Wahlwerbegeschenken der Parteien kommt im Wahlkampf kaum ein Wähler vorbei. Neben diesen oft nicht sehr teuren Artikeln geben die Parteien aber auch viel Geld für Werbegeschenke wie Taschenlampen oder Messer aus. Aber normale Wähler bekommen diese "Premiumgeschenke" meistens nicht.
27. April 2017, 15:40
Morgenjournal, 26.8.2013
Streuartikel und Wichtigeres
Deutlich mehr als eine Million Euro verschenken die Parteien in diesem Wahlkampf an die Wähler. Nicht in bar, sondern in Form sogenannter Giveaways. Parteimitarbeiter der ÖVP verteilen auf der Straße Schlüsselanhänger oder Plastikmünzen fürs Einkaufswagerl. Von der SPÖ gibt es Pfefferminzzuckerl, die FPÖ wirbt mit Gummiarmbändern. Die Grünen probieren es unter anderem mit Knabberzeug. Das BZÖ überreicht Passanten Notizblöcke. Beim Team Stronach gibt es sogar Polo-Shirts und eine CD, auf der Frank Stronach rappt. Von solchen teureren Werbegeschenken sieht der normale Wähler jedoch meist nichts, sagt Josef Kalina, der früher Wahlkämpfe für die SPÖ organisiert hat: Neben den billigen "Streuartikeln" gebe es Giveaways auch für "speziellere, wichtigere Zielgruppen", die ein bisschen höherwertiger sind. "Also Vorsitzende, Betriebsräte, Bauernbundführer, die kriegen ein Messer, Taschenlampen, um guten Wind zu machen."
Das bestätigt auch Politikberater Karl Jurka, ehemaliger Wahlkampfmanager für die ÖVP: "95 Prozent der produzierten Giveaways landen bei Funktions- und Mandatsträgern der eigenen Partei. Ein wesentliches Element eines Wahlkampfs in den ersten Wochen ist, dass die eigenen Leute herumlaufen und sagen: Das ist ein klasser Wahlkampf."
Warnung vor Ramschgeschenken
Trotzdem wandern immer noch Massen an Giveaways tatsächlich zu den normalen Wählern. Mit den Geschenken versuchen die Parteien in erster Linie, mit den Menschen auf der Straße ins Gespräch zu kommen, sagt Luigi Schober, Geschäftsführer der Werbeagentur Young & Rubicam. Er warnt die Parteien jedoch davor, für diese Gesprächsanbahnungen schlechte Produkte zu verwenden. Das wäre der erste Schritt zu einer "leichten Beleidigung". Erfolgreiche Geschenke könnten aber sehr nützlich sein.
Dazu müssten die Geschenke aber hochwertig sein, sagt Luigi Schober. Mit Feuerzeugen und Kugelschreibern sei heute kein Wähler mehr zu gewinnen. Dennoch wollen die Parteien genau auf diese klassischen Giveaways nicht verzichten, sagt Josef Kalina: "Wem es unangenehm ist, dass er mit einem SPÖ-Kuli oder einem ÖVP-Feuerzeug herumgeht, der wird's nicht nehmen. Aber da gibt der Wolfgang Schüssel jetzt immer noch Feuer, weil die halten ja oft lang. Wer diese Berührungsangst nicht hat, der nimmt das gerne."
Hochwertig oder nicht, manche Giveaways bekommen unverhofft Sammlerwert, sagt Karl Jurka. Er meint damit etwa jene aus dem umstrittenen Präsidentschaftswahlkampf von Kurt Waldheim in den 80ern. Andere Wahlwerbegeschenke haben Dauerwert, wie etwa die Bäumchen, die Thomas Klestil in seinem Präsidentschaftswahlkampf vor über 20 Jahren verteilen hat lassen. Die stehen nämlich noch heute im Garten vieler Wähler.