Pollenallergie: Die Menge macht's nicht

Pollenallergiker vor allem in Nord- und Ostösterreich leiden wieder heftig, nämlich an den Pollen von Ragweed, dem beifußblättrigen Traubenkraut Ambrosia. Die Medizin-Universität in Wien hat die Daten von fünfzigtausend Allergikern untersucht und herausgefunden, dass nicht die Pollenmenge die allergische Reaktion verschlimmert, sondern das es andere Faktoren sind.

Morgenjournal, 26.8.2013

Weniger Pollen, mehr Symptome

Die Wetterextreme des heurigen Jahres wirken sich auch auf den Pollenflug aus, das ergeben Daten der MedUni Wien. Vor allem zeigt die heurige Saison ein bis dato unterschätztes Phänomen auf, sagt Uwe Berger Leiter des Pollenwarndienstes: "Heuer haben wir erstmalig verschiedene Symptomdaten miteinander verglichen und haben versucht einmal zu sehen, warum jetzt verschiedene Saisonen als besonders stark oder besonders schwach empfunden werden und unsere Annahme war - je mehr Pollen in der Luft, desto stärker die Beschwerden. Die heurige Birkenpollensaison hat uns das Gegenteil gezeigt, das heißt die Symptomlast für die Allergiker war um vieles höher als die Jahre zuvor. Die Gesamtmenge an Pollen in der Luft war aber geringer als die letzten Jahre. Das zeigt uns, dass die Pollenmenge und Beschwerden nicht immer unbedingt einhergehen müssen".

Warum das so ist, weiß die Wissenschaft allerdings noch nicht. Vermutet wird, dass Pollen nicht jedes Jahr die gleiche Kraft haben und damit einmal fast unbemerkt in der Luft herum schwirren und im anderen Jahr die Nase des Allergikers zum Dauerrinnen veranlassen. Die Analyse der Daten hat eine zweite Überraschung geboten, sagt Uwe Berger: "Wir haben zum Beispiel die Intensität der Saisonen der verschiedenen Allergene miteinander verglichen und sind drauf gekommen, dass für den Österreicher und den Deutschen die Birkenpollensaison die schlimmste Saison ist, gefolgt von den Gräserpollen. Ragweed kommt eigentlich komischerweise ganz am Schluss, was wir eigentlich anders eingestuft haben." Denn Ragweed gilt in der Fachliteratur als besonders aggressives Allergen.

Tagebuch und App

Die Daten, die der MedUni Wien zur Verfügung stehen, stammen vom über das Internet laufende Pollentagebuch und über eine Pollen-App, wo Allergiker freiwillig ihre Symptome täglich eintragen. Der Nutzen für den Allergiker liegt, so Berger, darin eine persönliche, auf ihn abgestimmte Pollenwarnung zu bekommen: "Und wir können erstmalig jetzt Saisonen untereinander vergleichen - ich kann jetzt basierend auf den Symptomdaten genau herausrechnen, ob die Saison 2009 stärker war als die Saison 2013; was natürlich jetzt für den Therapieerfolg wieder sehr wichtige Information ist. Wer im heurigen Jahr zum Beispiel stark über Birkenpollenbeschwerden geklagt hat und sagt - na ich bin aber die letzten drei Jahre geimpft worden und es hat eigentlich nix genutzt, dem kann man sagen - die Saison war so dramatisch stark, dass da der Impfschutz wahrscheinlich aufgehoben wurde. In einer anderen Saison 2012 oder 2011 zum Beispiel hätte er keine Beschwerden mehr gehabt. Das heißt, es kann auch als Motivation jetzt für den Allergiker benutzt werden, seine Behandlungen weiterzuführen", so Uwe Berger.

Für 2014 sind übrigens Studien an der MedUni Wien geplant mit dem Ziel herauszufinden, warum Allergene von Jahr zu Jahr so unterschiedlich sein können.