Das Mädchen Wadjda

Kinos gibt es in Saudi-Arabien kaum, und wenn Filme gedreht werden, dann meist billige TV-Serien. Doch mit dem Film "Das Mädchen Wadjda" kommt nun erstmals ein Kinofilm aus Saudi-Arabien, der vor allem die Rolle der Frauen in der Gesellschaft und ihre Unterdrückung im Alltag zeigt. Premiere hatte der Film letztes Jahr bei den Filmfestspielen in Venedig, jetzt ist er auch bei uns in den Kinos.

Mittagsjournal, 26.8.2013

Da steht es also: giftgrün mit weißen Griffen am Lenker, daran bunte Fransen, schwarze Kotflügeln mit gelben Punkten drauf: Das Fahrrad, von dem das Mädchen Wadjda träumt, befindet sich vor einem Spielzeuggeschäft, doch der Verkäufer bringt den Traum ganz profan zum Platzen: "Das kannst du dir nie leisten." Eigentlich dürfen Mädchen in Saudi-Arabien gar nicht mit dem Fahrrad fahren, so wie vieles, was Frauen und insbesondere Mädchen verboten ist oder zumindest unschicklich, etwa lautes Sprechen und lachen in der Schule, zusammen mit Männern arbeiten; der Nagellack wird heimlich aufgetragen und das Kopftuch muss immer perfekt sitzen.

Außenseiterin in der Schule

Wadjda hört aber lieber westliche Rockmusik - auch in der Schule ist sie eine Außenseiterin. Nicht nur ihr modernes Schuhwerk ist der Direktorin ein Dorn im Auge. Regisseurin Haifaa al Mansour zeigt die restriktiven Lebensumstände mit oft absurden Konsequenzen, etwa dass Wadjdas Mutter stundenlang zu ihrem Arbeitsplatz fahren muss. Sie zeige das Leben in Saudi Arabien, wie es tatsächlich sei, meint Regisseurin Haifaa al Mansour, "zugleich wollte ich aber keinesfalls einen anklagenden Film machen."

Privat und öffentlich

Das Fahrrad wird zum zentralen Sinnbild für Emanzipation, Befreiung, für Bewegungsfreiheit, Handlungsmöglichkeiten und vor allem die Wünsche der Menschen. Besonders auffällig ist die Trennung zwischen privatem und öffentlichem Leben. "Die Menschen in Saudi Arabien haben eigentlich ziemlich viel Humor, doch davon bekommt man aufgrund dieser Trennung nicht viel mit", meint die Regisseurin.

Signal der Veränderung

Haifaa al Mansour übt nicht harsche Kritik, vielmehr durchzieht leise Ironie den Film - etwa dass Wadjda ausgerechnet bei einem Koran-Wettbewerb das Geld für das Fahrrad gewinnen will -, auch die Sehnsucht nach Freiheit und Veränderung wird spürbar. Auch dass der Film "Das Mädchen Wadjda" in Saudi-Arabien selbst koproduziert und gedreht werden konnte, als erster Kinofilm überhaupt, ist eines dieser Signale der Veränderung, übrigens mit offizieller Drehgenehmigung und noch dazu von einer Frau.