Norwegen: Wahlsiegerin Erna Solberg

In Norwegen steht nach der gestrigen Parlamentswahl ein Machtwechsel an. Ein Bündnis aus Konservativen, Rechtpopulisten und zwei Kleinparteien hat dort gestern die Mehrheit von 96 der insgesamt 168 Parlamentssitze für sich gewonnen. Erna Solberg wird die Frau an der Spitze der norwegischen Regierung und damit die erste konservative Regierungschefin des Landes sein.

Mittagsjournal, 10.9.2013

Bestes Ergebnis seit 28 Jahren

Während der amtierende Premierminister Jens Stoltenberg schon gestern Abend seinen Rücktritt angekündigt hat, war der Jubel gestern Nacht bei den Konservativen groß: "Heute habt ihr geholfen, Geschichte zu schreiben." Mit diesen Worten bedankte sich die konservative Parteichefin Erna Solberg gestern Abend bei ihren Unterstützern. Ihre Partei Hoyre hat mit 27 Prozent der Wählerstimmen das beste Ergebnis seit 28 Jahren eingefahren. Und mit diesem Erfolg beginnt auch ein neues Kapitel der Erna Solberg. In der Sandkiste hat sie davon noch nicht geträumt: "Laut einem Familiengerücht soll einer meiner Cousins vorausgesagt haben, dass ich eines Tages Premierministerin werde, aber ich selbst habe das nie gedacht."

Partei in die Mitte gerückt

Erna Solberg wuchs nicht im politischen Machtzentrum Oslo auf, sondern in der westnorwegischen Stadt Bergen. Nach Oslo kam sie erst mit 28 Jahren, als Abgeordnete im Parlament. Seit elf Jahren leitet sie die Konservative Hoyre Partei. Mit dem Ziel eine Regierung zu stellen, ist die Partei etwas mehr in die Mitte gerückt, sagt Halvor Hegtun, Politikjournalist bei der Tageszeitung Aftenposten. In den vergangenen Jahren hat sich auch Erna Solberg selbst gewandelt, sagt Aasmund Willersrud, ebenfalls Journalist bei Aftenposten: "Als Ministerin hat sie eine sehr feste Hand bei der Einwanderung gehabt."

Die Eiserne Lady ist nicht mehr Erna Solberg, sondern viel mehr ihre zukünftige Koalitionspartnerin, die Parteichefin der rechtspopulistischen Fortschrittspartei Siv Jensen. Hat Erna Solberg vielleicht ein wenig Angst vor der Zusammenarbeit mit der durchsetzungskräftigen Siv Jensen? "Nein, ich habe keine Angst vor ihr, wir kommen sehr gut miteinander aus. Aber natürlich, weiß ich dass wir in einer Koalition viele harte Diskussionen darüber haben werden, worauf wir den Fokus legen."

Bei einer parteiinternen Sitzung am Freitag will Erna Solberg über die möglichen Koalitionspartner beraten. In vier bis fünf Wochen könnte in Norwegen dann eine neue konservativ-populistische Regierung stehen. Und sollte es stressig werden, wird Solberg einfach zu ihrer beliebtesten Entspannungstechnik greifen: dem Smartphone-Spiel Candy Crush Saga.