Sprachhürden im Spital: Test mit Videodolmetsch

Verständigungsprobleme über Behandlungskosten hatten zu der Krankenhaus-Odyssee einer schwangeren Irakerin geführt, die mit einer Totgeburt endete. Sprachbarrieren in österreichischen Krankenhäusern sind keine Seltenheit, denn in den Spitälern gibt es nach wie vor kaum professionelle Dolmetscher. Im Oktober soll nun ein Pilotprojekt für Videodolmetsch starten.

Mittagsjournal, 10.9.2013

Warnung vor Laiendolmetschern

Wegen der hohen Kosten verlässt eine schwangere Irakerin, die nicht in Österreich versichert ist, zwei Wiener Krankenhäuser. Und das obwohl man ihr laut St. Josef Spital angeboten hätte die Entbindung aus einem Sozialfonds zu bezahlen. Wahrscheinlich habe es ein Verständigungsproblem gegeben, meint die Spitalsprecherin. Gedolmetscht hat eine Freundin der Schwangeren. Das sei in vielen Krankenhäusern üblich, weil es an professionellen Dolmetschern fehlt, sagt Maria Kletecka-Pulker vom Institut für Ethik und Recht in der Medizin. Sie rät dringend von Laiendolmetschern wie Nachbarn oder anderen wartenden Leuten ab. Auch medizinisches Personal zum Dolmetschen heranzuziehen, sei problematisch, meint Kletecka-Pulker. Denn diese Menschen seien für Gesundheitsberufe qualifiziert, aber nicht zum dolmetschen.

Übersetzung per Video

In anderen Ländern, wie Amerika, Australien oder Nordirland gibt es bereits Video-Dolmetsch-Zentralen. Das heißt, Krankenhäuser können professionelle Dolmetscher per Knopfdruck zuschalten. Im Oktober soll nun auch in Österreich ein derartiges Pilotprojekt starten. Ein halbes Jahr lang sollen Dolmetscher für Türkisch, Bosnisch, Serbisch, Kroatisch und Gebärdensprache zur Verfügung stehen. Ursprünglich hätte das Pilotprojekt schon im Jänner beginnen sollen, doch es hat einige Startprobleme gegeben. Viele Häuser scheuten die Kosten, obwohl es viele Kosten sparen würde, wenn der Patient sofort die richtige Behandlung bekäme. Bei dem Pilotprojekt nehmen nun statt der erhofften 20 Ambulanzen nur elf teil, fünf davon in Wien. Das AKH und das St. Josef-Krankenhaus sind nicht dabei. Es bestehe aber nach wie vor die Möglichkeit noch mitzumachen, so Kletecka-Pulker.