Kein Spital für illegal Zugewanderte?

Wie wird mit Menschen umgegangen, die sich illegal in Österreich aufhalten und dringend medizinische Hilfe brauchen? Diese Frage stellt sich jetzt innerhalb kürzester Zeit zum zweiten Mal. Nach dem Fall einer schwangeren Irakerin, die nach einer Krankenhaus-Odyssee ihr Kind im fünften Monat tot zur Welt gebracht hat, ist am Wochenende ein weiterer Fall bekannt geworden.

Mittagsjournal, 9.9.2013

AKH-Leitstelle ruft Polizei

In der Nacht von Samstag auf Sonntag wird ein 18-jähriges, tschetschenisches Mädchen ins Wiener AKH eingeliefert, begleitet von seiner Mutter. Zufällig ist auch die Schriftstellerin Julya Rabinowich in der Notfallambulanz. Sie bietet sich als Dolmetscherin an. Das Mädchen habe wegen einer schweren Niereninsuffizienz starke Rückenschmerzen gehabt, schildert Rabinowich.

Die Mutter habe sie ganz verzweifelt gefragt, in welchem Spital sie sei, sagte Rabinowich im Ö1-Mittagsjournal. "Sie erklären mir, dass sie unterwegs nach Traiskirchen waren, dass sie einen Asylantrag stellen wollten, dass das Mädchen auf der Straße zusammengebrochen ist", so die Schriftstellerin. Während der Untersuchung habe die Leitstelle des AKH die Polizei verständigt. Zuvor sei wohl versucht worden, Traiskirchen zu erreichen, so Rabinowich.

Patientenanwältin schaltet sich ein

Letztendlich seien vier Polizisten gekommen, hätten nach den Pässen gefragt und die Tasche der Mutter durchsucht. Daraufhin hätten zwei Polizisten die Mutter mitgenommen. "Für mich war das Schlimmste das Vorgehen der Polizisten", sagte Rabinowich. In einem "relativ humanistisch angehauchten" Land eine Mutter von seinem kranken und weinenden Kind zu trennen, sei "einfach das Letzte", so Rabinowich.

Warum das AKH die Polizei verständigt hat, will auch die Wiener Patientenanwältin Sigrid Pilz wissen. "Mir hat das AKH glaubwürdig versichert, dass sie das üblicherweise nicht tun", sagte Pilz. Warum es diesmal so passiert sei, müsse genauer angeschaut werden. Patienten sollten sich darauf verlassen können, dass das Spital das macht, wozu es da sei, nämlich "Behandeln und Helfen", so Pilz.

Beide Frauen in Anhaltezentrum

Im AKH heißt es, die zuständige Pflegeperson habe in guter Absicht in Traiskirchen angerufen und versucht, einen Transport dorthin zu organisieren. Da ihr nicht geholfen wurde, habe sie letztendlich die Polizei angerufen.

Warum die Polizisten es für unbedingt notwendig erachtet haben, Mutter und Tochter in dieser Situation zu trennen, das hat die Wiener Polizei bisher nicht beantwortet. Mittlerweile sollen sich beide Frauen im Polizeianhaltezentrum Rossauer Lände befinden.