Chile: Erinnerung an Militärputsch vor 40 Jahren
Heute vor 40 Jahren putschte in Chile das Militär. In der Folge wurde das Land 17 Jahre lang von der brutalen Militärdiktatur Augusto Pinochets regiert. Bis heute ist das Land gespalten, wenn es um Pinochet geht. Die Aufarbeitung ist noch lange nicht abgeschlossen.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 11.9.2013
Mord und Folter
Der demokratisch gewählte sozialistische Präsidenten Salvador Allende kam vor 40 Jahren beim Angriff der Putschisten auf den Präsidentenpalast ums Leben. Pinochet übernahm die Macht, löste das Parlament auf, verbot die Arbeit politischer Parteien und Gewerkschaften. Die Militärdiktatur war für mehr als 3.200 Morde und rund 38.000 Fälle von Folter verantwortlich. Zu den Opfern gehörten linke Arbeiter ebenso wie kritische Intellektuelle und unbequeme Journalisten. Zehntausende Menschen wurden ins Exil getrieben.
Aufklärung nicht abgeschlossen
Die chilenische Linke und die rechtskonservative Regierung erinnerten in getrennten Veranstaltungen an den Militärputsch. Der konservative Staatschef Sebastian Pinera wies ranghohen Mitgliedern der ehemaligen Militärjunta die moralische Verantwortung für die schweren Menschenrechtsverstöße zu. Er forderte ebenso wie die sozialistische Präsidentschaftskandidatin Michelle Bachelet eine lückenlose Aufklärung der Verbrechen während der Militärdiktatur von 1973 bis 1990.
Ranghohe Mitlglieder der Militärjunta hätten "in Kenntnis der Tatsachen das Wort ergreifen können, um den Missständen vorzubeugen", sagte Pinera bei einer Veranstaltung im Präsidentenpalast in Santiago de Chile. Häufig hätten sie dies jedoch nicht getan. Der Regierung Pinera gehören drei ehemalige Mitarbeiter oder erklärte Sympathisanten der Junta an.
Weiterhin "gespaltenes Land"
Die sozialistische Präsidentschaftskandidatin Bachelet sagte, der Militärputsch vom 11. September 1973 sei "kein unausweichliches Schicksal" gewesen. Es sei auch nicht richtig, von einem "im Entstehen begriffenen Bürgerkrieg" zu sprechen, sagte die ehemalige Präsidentin, die sich bei der Wahl im November erneut für das höchste Staatsamt bewirbt, im Museum der Erinnerung für die Opfer der Pinochet-Diktatur. Denn zur "Sicherung der Kontinuität der Demokratie" hätte es "mehr Demokratie, nicht eines Staatsstreichs bedurft".
Isabel Allende, Senatorin der Sozialistischen Partei und Tochter Salvador Allendes, sagte, die Bedingungen für eine gemeinsame Erinnerungsveranstaltung seien noch nicht gegeben. Chile sei weiterhin ein "gespaltenes Land". (TExt: APA, Red.)
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