Aufregung über Steinbrücks "Stinkefinger"
Im deutschen Wahlkampf sorgt wieder einmal der Kanzlerkandidat der SPD, Peer Steinbrück, für große Aufregung - konkret sein ausgestreckter Mittelfinger, mit dem er heute auf der Titelseite des "Süddeutsche Zeitung"-Magazins abgebildet ist.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 13.9.2013
Pannen-Peer, Problem-Peer oder Peerlusconi
Sagen sie jetzt nichts. So heißt die Fotoserie mit Kultstatus im Magazin der Süddeutschen Zeitung. Die jeweils Portraitierten müssen auf Fragen spontan mit Gesten antworten - und die sagen oft mehr als 1000 Worte. In der aktuellen Ausgabe macht Peer Steinbrück zum Beispiel auf die Frage, ob die Schwäche seiner Partei an ihm liege, ein lachend-überraschtes Gesicht. Auf die Bemerkung, er werde Pannen-Peer Problem-Peer oder Peerlusconi genannt und müsse sich wohl um nette Spitznamen keine Sorgen machen, zeigt er den trotzig ausgestreckten Mittelfinger.
Provokant oder einfach nur daneben?
Seit heute ziert dieser Stinkefinger die Titelseite des SZ-Magazins und die Republik hat ein Gesprächsthema: "Schon provokant, aber er muss aus irgendeinem Schatten irgendwie heraustreten." "Ich finde es einfach nur daneben". "Bei ihm versteht man wenigstens was er sagt, anders als bei Merkels Schachtelsätzen, wo man später nicht weiß, was sie wollte".
Professionell empört reagieren politische Gegner, wie der FDP-Politiker und Vize-Kanzler Phillip Rösler: "Ich finde für jemanden, der sich um das hohe Staatsamt des Bundeskanzlers der Bundesrepublik Deutschland bewirbt, nicht würdig."
Stinkefinger: Klartext ohne Worte
Und Steinbrück? Sein Pressesprecher wollte nach dem Interview das Foto streichen, der Kanzlerkandidat ist dabei geblieben. "Das ist wie sie wissen eine sehr lustige Serie im Magazin der Süddeutschen Zeitung und da kriegt man eine Frage und dann antwortet man mit einer Gebärde, mit Emotion, mit Grimassen, um diese Frage im Klartext ohne Worte zu beantworten. Und das habe ich gemacht. Und das empfinde ich eher als lustig. Und das ist nicht etwas, was man skandalisieren muss. Um Himmels Willen, wo kommen wir denn hin, wenn wir völlig humorlos sind."
Ob sich die Provokation in Wählerstimmen ummünzen lässt, wird sich erst zeigen. Seit dem TV-Duell hat Peer Steinbrück im Vergleich mit der populären Kanzlerin Boden gut gemacht - in der jüngsten Umfrage hat Angela Merkel noch 17 Prozentpunkte Vorsprung, es waren schon 33. Eine Wiederauflage ihrer schwarz-gelben Koalition ist allerdings alles andere als sicher, weil die Liberalen so schwach sind. Also kann es durchaus sein, dass der Mann mit dem Stinkefinger schon bald als Koalitionspartner der Kanzlerin gefragt ist.
Service
Süddeutsche "Steinbrück zeigt den Stinkefinger"