"The Rakes Progress" mit dem RSO

Das Theater an der Wien hat gestern zur ersten Oper der beginnenden Saison geladen: Igor Strawinskis "The Rake's Progress". Dieses vielschichtige, dreistündige Werk fordert Musikern, Darstellern, aber auch dem Publikum einiges ab. Das ORF Radio-Symphonie-Orchesters Wien saß im Graben, die Inszenierung stammt von Martin Kusej.

Morgenjournal, 17.9.2013

Verbesserte Wiederaufnahme

Es ist eine gute Idee des Theaters an der Wien, Martin Kusejs stringente Inszenierung aus dem Jahr 2008 noch einmal aufzunehmen. Kusej hat deutlich spürbar an der Inszenierung weitergearbeitet. Dass diesmal wirklich alles wie aus einem Guss wirkt, hat aber auch mit der musikalischen Seite zu tun. Sorgten damals die Wiener Symphoniker und Nikolaus Harnoncourts behäbige und vielfach sehr untänzerische Interpretation für Diskussionen, sorgte der sensible Michael Boder und das Radio-Symphonie-Orchester Wien für jene Stimmung, die Strawinskis Meisterwerk zu einem vieldeutig funkelnden, tiefen, aber auch ironische gebrochenen Juwel der Musikgeschichte macht. Und die junge österreichische Sängerin Anna Prohaska als Anne Trulove ist geradezu idealtypisch besetzt.

Moderne Handlung

Anne folgt ihrer großen Liebe Tom in die Stadt, um ihn der geldgierigen und vergnügungssüchtigen Gesellschaft - der Türkenbaba, die wieder von Anne Sofie von Otter köstlich dargestellt wird, und Nick Shadow, dem mephistophelischen Verführer, dargestellt von Bo Skovhus - zu entreißen. Toby Spence gibt wieder den Tom, der im Irrenhaus landet. Martin Kusej setzt seine Handlung ins Jahr 2013, Villacher Fasching, ein lustlos trauriger Porno, und ständig flimmerndes Promifernsehen bestimmen die Atmosphäre. Sogar die Hypo Alpe Adria kommt diesmal vor.

Übertragung am kommenden Samstag

Von den ursprünglichen Ideen Strawinskis und seiner Librettisten, der Bezug zum Barock, zu den Stichen Hogarths und der Balladenform, will Kusej wenig wissen. Der berühmte englische Dichter Wystan Hugh Auden ist genau vor vierzig Jahren in Wien verstorben und liegt in Kirchstetten bei St. Pölten begraben. Schön, dass das Theater an der Wien damit auch an ihn erinnert. Denn gemeinsam mit seinem Lebensgefährten Chester Kalman hat er das Libretto zu „The Rake´s Progress" verfasst. Die Oper wurde 1951 im Teatro la Fenice uraufgeführt, übrigens mit Elisabeth Schwarzkopf als Anne.
Strawsinski Oper, damals den Darmstädter Neutönern und der strengen Musikavantgarde nicht gerade genehm, wirkt heute frisch und überaus zeitgenössisch in seiner die Postmoderne vorwegnehmenden Attitüde. Wer hören kann, wird viel hören, von Pucell bis Mozart und wer den poetischen Text mitverfolgt, wird ebenfalls reichlich beschenkt. Österreich 1 überträgt Strawinski "The Rakes Progress" aus dem Theater an der Wien übrigens am kommenden Samstagabend.

Service

Ö1 Club-Mitglieder bekommen im Theater an der Wien ermäßigten Eintritt (zehn Prozent).

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