Romantiker des Hardbop: Benny Golson (1929-2024)

26. September 2024, 17:30

In Steven Spielbergs Film "Terminal" von 2004 sitzt ein gewisser Viktor Navorski, dargestellt von Tom Hanks, auf dem New Yorker Flughafen JFK fest. In die USA führt ihn der Wunsch nach einem Autogramm, der letzten fehlenden Unterschrift jener 57 Jazzmusiker und -Musikerinnen, die 1958 für das berühmte Foto "A Great Day in Harlem" posierten.
Während Navorskis Heimatland Krakozhia fiktiv ist, existiert dieses Foto tatsächlich. Wie auch auch der Musiker, den er treffen will - und der im Film einen kurzen Gastauftritt absolviert: Es ist der damals 75-jährige Tenorsaxofonist Benny Golson, eine veritable Jazzlegende.

1929 in Philadelphia geboren, bekannt geworden u. a. als Mitglied der Jazz Messengers von Schlagzeuger Art Blakey, gründete dieser Benny Golson 1959 mit dem später lange Jahre in Wien ansässigen Trompeter Art Farmer das Art Farmer/Benny Golson Jazztet: Die Band bestand nur bis 1962 und avancierte dennoch zu einer der bedeutendsten Hardbop-Formationen ever, mit Posaunist Curtis Fuller als drittem Bläser im Bunde. 20 Jahre später, in den 1980ern, kam es zur Wiedervereinigung und zu neuen Tonträger-Aufnahmen.

Golson war es zudem, der das Jazzrepertoire um Klassiker wie "I Remember Clifford", "Stablemates" und "Whisper Not" bereicherte. In den 1970ern schrieb er Musik für TV-Serien von "MASH" bis "The Six Million Dollar Man", zudem trat er als Komponist von Sinfonien und Kammermusik hervor, unter anderem für Violinist Itzhak Perlman.
Am 21. September 2024 ist Golson 95-jährig in New York City verstorben. Mit ihm einer der letzten noch lebenden Musiker, die sich auf "A Great Day in Harlem" abgebildet finden.

Kurz sei in diesen Spielräumen auch das neue Werk des Wiener Saxofonistenkollegen Leonhard Skorupa beleuchtet. Er widmet sich im Zuge seiner neuen, in der Edition Ö1 veröffentlichten CD "Baumläufer", aufgenommen mit dem zwölfköpfigen Leonhard Skorupa Ensemble, seiner Heimatstadt Wien, und das auf ebenso vielfältige wie gewitzte Art und Weise: Einerseits sind da musikalische Anspielungen an Walzer, Wienerlied und Zweite Wiener Schule. Andererseits bedient sich Skorupa der Texte des genialen Gert Jonke über das "Wiener Jugendstilpissoir" und den "Hernalser Kartoffelsalat", gelesen von Schauspielerin Maria Hofstätter. Diese Woche präsentiert Skorupa das Programm in Klagenfurt, Landeck, Innsbruck und Wien live!

Service

Leonhard Skorupa Ensemble & Maria Hofstätter
26.09.2024 Klagenfurt, Festival Innenhöflichkeiten
27.09.2024 Landeck, Cinema City Festival
28.09.2024 Innsbruck, Treibhaus
29.09.2024 Wien, Porgy & Bess

Sendereihe

• Spielräume

Gestaltung

• Andreas Felber

Übersicht

• Jazz