Mira Lobe

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Kulturjournal

Mira Lobe wäre 100

„Das kleine Ich bin Ich“, „Die Geggis“ oder „Die Omama im Apfelbaum“ - diese Kinderbuchklassiker stammen aus der Feder von Mira Lobe. Heute vor genau 100 Jahren wurde sie geboren. 1995 ist sie 81-jährig verstorben. Ihre vielfach ausgezeichneten Bücher sind geblieben und haben über Generationen hinweg Kinder und Eltern gleichermaßen begeistert.

Kulturjournal, 17.09.2013

Sehnsucht wecken

“Bücher sind zu mancherlei da. Damit man lacht zum Beispiel. Lachen ist wichtig. Damit man gescheiter wird. Gescheit sein ist wichtig. Damit man Sehnsucht bekommt. Das ist vielleicht das Wichtigste.” Diese Worte stammen von Mira Lobe. In über 100 Büchern für Kinder und Jugendliche hat sie Sehnsucht geweckt, Hoffnung gemacht, Selbstbestimmung vorgezeigt, Autoritäten in Frage gestellt und zum Lachen und Nachdenken angeregt. Ohne moralischen Zeigefingern sondern mit Witz, Wärme, Menschlichkeit und einer großen Toleranz.

Ansprechende Themen

Mira Lobe Superstar - auch rein wirtschaftlich: Mira Lobe verkauft sich gut, alleine "Das kleine Ich bin Ich" wird 30.000 Mal im Jahr verkauft, sagt Anna Stacher-Gfall vom Jungbrunnenverlag. Es zählt seit über 40 Jahren zu den unangefochtenen Bestsellern im Kinderbuchbereich, wurde in unzählige Sprachen übersetzt, dramatisiert, vertont und verfilmt und als Merchandisingprodukt vermarktet. Doch was ist das Geheimnis dieses Erfolges? Warum haben ihre Bücher Generationen überdauert, was hat sie zu Klassikern gemacht? Vielleicht weil sie nie modern waren, und deshalb zeitlos geblieben sind? In einem Interview hat sie das einmal so beantwortet: "Sie brauchen keine Dressur, das ist sicher, da hab ich viel dagegen gehabt. Ich finde, dass die Würde des Kindes wirklich respektiert werden muss." Der Ton, aber auch die Themen sprächen Kinder auch heute noch an, meint Mira Lobes Sohn, Reinhard Lobe. "Es sind die Themen der Diskriminierung und der Solidarität, des Zusammenschließens und Umweltproblematik, die Kinder in irgendeiner Weise erleben."

Antisemitismus in eigener Jungend

Sie war der seltene Glücksfall einer deckungsgleichen Schriftstellerin, hat Mira Lobes Kollegin Renate Welsh über sie gesagt - Sie schrieb wie sie lebte und lebte wie sie schrieb. Mira Lobes eigene Kindheit beginnt 1913 im schlesischen Görlitz, an der polnischen Grenze. Hier wächst Hilde Miriam Rosenthal auf, in einer reichen bürgerlich-jüdischen Familie und entdeckt im Deutschunterricht ihr literarisches Talent. Mit 13 Jahren tritt sie ohne Wissen der Eltern der sozialistischen Parteijugend bei. Den zunehmenden Antisemitismus in Görlitz bekommt sie als Jugendliche in der Schule zu spüren. 1936 - Mira ist 23 - verlässt sie Görlitz und fährt nach Palästina, wo sie zu schreiben beginnt und ihren Mann, den Regisseur Friedrich Lobe, kennenlernt, dem sie nach Wien folgt. Er leitet hier bis zu seiner Schließung das berühmte Scala Theater und Mira Lobe tritt für drei Jahre der kommunistischen Partei bei. Nach einem Jahr in der DDR kehrt die Familie mit den beiden Kindern nach Wien zurück. Nach Görlitz kehrt Mira Lobe erst als alte Frau wieder zurück. Mira Lobe ist in Görlitz, wie im gesamten ostdeutschen Raum, relativ wenig bekannt. Ihre Bücher wurden nicht verlegt und erst in den letzten Jahren wieder entdeckt.

Veranstaltungen und Ehrungen

Unzählige Veranstaltungen rund um den 100. Geburtstag, sollen Mira Lobe jetzt bekannt machen. Ihre Werke werden als Theaterstücke gezeigt, am vergangenen Wochenende wurde ein Mira Lobe Symposium abgehalten und eine Gedenktafel an ihrem Geburtshaus enthüllt. In Österreich wird Mira Lobe mit einer Ausstellung im niederösterreichischen Annaberg, mit einer Lesung im jüdischen Museum und mit der Wiederauflage des längst vergriffenen Klassikers "Lollo" geehrt.

Service

Dienstag, 17.9.2013 16:30, Jüdisches Museum, Dorotheergasse 11: "Wir feiern Mira Lobe“ - Lesung zum 100. Geburtstag mit Danielle Spera, Hannah Landsmann, Reinhardt Lobe (Sohn)

Ausstellung in Annaberg: Altes Gemeindehaus Annaberg - Öffnungszeiten: 24.5.‐26.7. und 1.9.‐17.9.2013 (Samstag, Sonntag und Feiertag
10.00 bis 12.00 und 14.00 bis 17.00 Uhr)