Türkischsprachige SPÖ-Plakate: "Privatinitiative"

Als ihm FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache gestern Abend ein Faymann-Plakat mit türkischem Text vor die Nase hielt, wurde der Kanzler laut. Tatsächlich war das ein Poster, das ein SPÖ-Anhänger aus Wien-Favoriten selbst gebastelt hatte. Wahlkampffolder der SPÖ in Türkisch gibt es aber sehr wohl. Bleibt die Frage: Was ist so schlimm daran?

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Mittagsjournal, 18.9.2013

Schreiduell Strache-Faymann

Am Ende wurde sie ein Schreiduell, die hitzige Debatte zwischen Bundeskanzler Werner Faymann und FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache in der gestrigen ORF-Wahlkonfrontation. Strache hatte Faymann mit einem Plakat konfrontiert, das den Kanzler in türkischer Sprache anpreist.

Ein Fake, wie es in Neudeutsch heißt; ein selbstgebasteltes Poster, das in einigen Ecken von Wien-Favoriten aufgehängt und nach Intervention der SPÖ-Zentrale wieder abgenommen wurde. Aber warum hat das den SPÖ-Spitzenkandidaten so aufgeregt?

"Kanzler auf türkischen Plakaten fehl am Platz"

Wahlkampfleiter Norbert Darabos dazu, die SPÖ wolle, dass die Menschen die österreichische Sprache nicht nur erlernen, sondern auch ausüben. Insofern sei Faymann als österreichischer Kanzler auf türkisch-sprachigen Plakaten fehl am Platz. "Allerdings habe ich überhaupt kein Problem damit, dass Kandidaten, die aus der türkischen Community kommen und Österreicher sind, zum Ausdruck bringen, dass ihre Muttersprache für sie nach wie vor einen Wert darstellt."

Die SPÖ habe keine Angst, irgendwelche Wählerinnen und Wähler zu verschrecken, sagt Darabos, aber der Kanzler sei eben nicht Mitglied der türkischen Community. Deswegen sei es legitim zu sagen, dass es sich bei dem von Strache präsentierten Plakat um eine "gut gemeinte", aber "nicht gut gemachte" Privatinitiative handle, so Darabos.

Türkische SPÖ-Folder

Nicht bestritten wird von der SPÖ, dass es einen türkischen Folder gibt. Damit wirbt Ekrem Gönültas um Vorzugsstimmen, die Nummer 38 auf der SPÖ-Bundesliste. Der Betreiber eines islamischen Restaurants mit eigenem Gebetsraum hat keine Chance auf ein Mandat, aber er soll die türkische Community ansprechen. Das funktioniere eben nur in türkischer Sprache und sei auch nicht verwerflich, sagt die SPÖ.

Die Freiheitlichen werfen Gönültas vor, der islamistischen Milligörüsch-Bewegung nahe zu stehen, die in Deutschland als extremistisch gilt und unter Beobachtung des Verfassungsschutzes steht. Gönültas wollte Ö1 dazu und zu seinem Wahlkampf kein Interview geben.

ÖVP umwirbt Türken, FPÖ Serben

Faktum ist, dass der Wahlkampf um türkische Stimmen nicht mit Samthandschuhen geführt wird. Auch die ÖVP hat türkisch-stämmige Kandidaten und Plakate in türkischer Sprache, auf denen sogar Parteiobmann Michael Spindelegger posiert.

FPÖ-Chef Strache hingegen wirbt um die Serben. Das FPÖ-Logo wurde auch schon auf Plakaten mit serbischem Text gesichtet.