Cobra-Chef: "Gewisses Maß an Pech" in NÖ

Im Fall des mutmaßlichen Wilderers vom Annaberg, der drei Polizisten und einen Sanitäter getötet hat, gehen die Ermittlungen weiter. Vieles muss noch geklärt werden. Geleitet wurde der Einsatz von der Spezialeinheit Cobra. An ihr wurde nach den dramatischen Ereignissen Kritik laut, die Cobra-Chef Bernhard Treibenreif zurückweist. Er begründet die Eskalation mit der enormen Gewaltbereitschaft des Täters.

Haus, Straße

(c) Schlager, APA

Mittagsjournal, 21.9.2013

Cobra-Chef Bernhard Treibenreif ist "Im Journal zu Gast" bei

"Gewaltige Gewaltbereitschaft"

Der Einsatz in Niederösterreich am vergangenen Dienstag sei planmäßig gewesen, sagt Cobra-Chef Bernhard Treibenreif. In der Erstphase seien zwar schreckliche Ereignisse vorgefallen, aber die weiteren Ereignisse, Fahndung, Festnahme, seien nicht aus dem Ruder gelaufen. Ein atypisches Verhalten des Täters könne man nicht verhindern, so Treibenreif. Im Vorfeld sei ein Konzept erstellt worden, auch mit Eventualitäten – das Szenario, wie es passiert ist, sei aber nicht im Plan gewesen.

Erklärbar sei die Eskalation mit einer "gewaltigen Gewaltbereitschaft des Täters". Zudem hätten das Überraschungsmoment, die Dunkelheit, der starke Regen und die schlechte Sicht für den Täter gearbeitet, erläutert der Cobra-Chef. "Normalerweise ist nach einem Schusswechsel mit der Polizei in 99,9 Prozent der Fälle schlichtweg ein Fluchtverhalten erkennbar, weg aus dem Gefährdungsraum. Offensichtlich hat aber dieser Täter aufgrund einiger Umstände, die man nur vermuten kann, mit sich abgeschlossen gehabt und hat es drauf ankommen lassen."

Keine Personaldiskussion

Auf Diskussionen, ob bei dem Einsatz möglicherweise zu wenig Personal dabei war, will Treibenreif "Im Journal zu Gast" nicht wirklich eingehen. Nur so viel: Der Einsatz sei nicht nur im Jahr 2013 gelaufen, sondern bereits seit Jahren. Die Cobra sei schon in den vergangenen Jahren zugezogen worden, der Fall sei unter unterschiedlichen Konzepten bearbeitet worden.

Grundsätzlich verfüge die Cobra über genügend Personal für ihre Einsätze, nämlich rund 670 Leute, so der Cobra-Chef.

Schutzwesten "state-of-the-art"

Kritik an der Ausrüstung der Cobra, zum Beispiel an den Schutzwesten, will er nicht gelten lassen: "Die Cobra hat erst vor drei oder vier Jahren neue Schutzwesten bekommen, in einer sehr großen Stückzahl. Es war eine riesige Beschaffung über Millionen Euro. Die Schutzwesten, die wir derzeit verwenden, sind state-of-the-art. Das ist das Beste, was am Markt derzeit erhältlich ist."

Der Einsatz in Niederösterreich soll nun evaluiert werden.

"Täter hatte Treffer von uns"

Zunächst müssten alle Erhebungsergebnisse und die Entscheidungen von Staatsanwaltschaft und Gerichten abgewartet werden, so der Cobra-Chef. Erst wenn das erledigt ist, werde sich die Cobra der Aufarbeitung widmen. Das werde in diesem Fall voraussichtlich unter der Leitung des Generaldirektors für die öffentliche Sicherheit geschehen.

Im Nachhinein spricht Treibenreif auch von Pech: "Beim ersten Schusswechsel hatte der Täter bereits einen Treffer von uns. Wenn dieser ein bisschen schwerer gewesen wäre, wäre es nicht zu weiteren Handlungen gekommen."