Geiseldrama in Kenia: Neue Gefechte

Drei Tage lang hat das Geiseldrama in einem Einkaufszentrum in Nairobi gedauert. In der Nacht hat das kenianische Innenministerium Entwarnung gegeben. Die Geiseln seien befreit, das Gebäude gesichert. Doch in der Früh waren erneut Schüsse aus dem Einkaufszentrum zu hören, berichten Augenzeugen.

Schwarze Rauchwolken über einem Einkaufscenter in Nairobi

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Morgenjournal, 24.9.2013

Weitere Schusswechsel

Als gespenstische Ruhe beschreiben die Menschen vor Ort die Stimmung in der Früh vor dem Einkaufszentrum in Nairobi. Nachdem Sicherheitskräfte am Nachmittag damit begonnen hatten, das Gebäude zu stürmen, waren laute Schüsse und Explosionen zu hören. Schwarze Rauchsäulen stiegen über dem Einkaufzentrum auf. Der kenianische Innenminister Joseph ole Lenku gab gestern Abend die erste Entwarnung.

Spezialeinheiten durchkämmen aber weiterhin das Gebäude. Sie suchen nach Sprengsätzen und Terroristen, die sich eventuell noch immer im weitläufigen Einkaufszentrum versteckt halten. Und ganz dürfte das Geiseldrama noch immer nicht beendet sein. In der Früh waren erneut heftige Schusswechsel aus dem Einkaufszentrum zu hören, berichten Augenzeugen.

Mehr als 60 Tote

Geiseln seien laut Innenministerium aber alle befreit. Überlebende berichten schockierende Szenen. "Die Terroristen haben geschossen. Wir waren in einer Ecke und ich habe allen gesagt, sich auf den Boden zu legen. Aber die Erwachsenen waren die schlimmsten von allen, wie Tiere. Um über eine kleine Mauer zu kommen, sind sie auf die Kinder gestiegen."

Mehr als sechzig Menschen sind bei dem Geiseldrama getötet worden. Spezialeinheiten haben sechs der insgesamt 10-15 Geiselnehmer getötet. Laut dem kenianischen Armeechef kommen die Terroristen aus unterschiedlichen Ländern. Drei Männer sollen die US-amerikanische Staatsbürgerschaft haben, eine Frau die britische.

Verantwortlich für den Angriff sind Al-Kaida-nahe Al-Shabab-Milizen aus dem Nachbarland Somalia. Sie sehen den Anschlag als Vergeltung dafür, dass kenianische Soldaten in Somalia gegen Shabab-Milizen kämpfen.

Angst vor weiteren Anschlägen

In der kenianischen Hauptststadt Nairobi hat der Anschlag eine Welle der Solidarität ausgelöst. Viele Kenianer haben die Menschen mit mitgebrachtem Essen versorgt und Blut gespendet. Hilfe wird auch weiterhin benötigt.

Der Schock in Kenia sitzt tief. Viele fürchten, dass die Shabab-Miliz ihre Ankündigung wahrmachen wird und weitere Anschläge folgen könnten.