Wien verspricht Erhaltung jüdischer Friedhöfe

Die Stadt Wien übernimmt die Pflege der jüdischen Friedhöfe. Der Beschluss steht heute auf der Tagesordnung des Wiener Gemeinderates. Hintergrund: Österreich ist zwar verpflichtet, die jüdischen Friedhöfe zu erhalten und zu pflegen. Doch in Wien mit seiner früher großen jüdischen Gemeinde waren viele Gräber seit Jahren dem Verfall preisgegeben. Das soll sich nun ändern, verspricht Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ).

Umgestoßene Grabsteine auf einem jüdischen Friedhof

(c) Daser, ORF

Mittagsjournal, 26.9.2013

Häupl: "Das sind wir schuldig"

Bei den meisten der jüdischen Gräber in Österreich gibt es keine Nachkommen, die sich darum kümmern könnten - nachdem in der Zeit des Nationalsozialismus die meisten österreichischen Juden vertrieben oder ermordet worden sind. Zwar stellt die Republik pro Jahr eine Million Euro über den Nationalfonds zur Verfügung, bisher wurde dieses Geld aber nicht ausgeschöpft. Denn gezahlt wird nur, wenn sich die jeweilige Gemeinde zur weiteren Pflege verpflichtet. Wien, wo es besonders viele jüdische Gräber gibt, tut das nun. Bürgermeister Michael Häupl sagt: "Ich denke wir sind das in einem hohen Ausmaß auch schuldig, denn wir machen auch für andere Religionsgemeinschaften eine Unterstützung und Hilfe. Und wir haben uns selbst verpflichtet auch diese Unterstützung für die Pflege der jüdischen Gräber und Friedhöfe zu machen".

Wien zahlt 800.000 Euro

Häupl verweist darauf, dass die Stadt auch bisher schon der Israelitischen Kultusgemeinde Geld zur Pflege der jüdischen Friedhöfe gezahlt habe. Jetzt haben sich Wien und die Kultusgemeinde über die weitere Pflege geeinigt. Wien verpflichtet sich, auf 20 Jahre rund 800.000 Euro jährlich zur Verfügung zu stellen. Häupl: "Wir übernehmen in Form einer Subvention an die Kultusgemeinde die Kosten. Die Pflege führt die Kultusgemeinde selbst durch".

Besonders deutlich wurde das bisherige Fehlen einer Pflegevereinbarung am Jüdischen Friedhof Währing. Dieser einst wichtigste und größte jüdische Friedhof in Österreich verfällt seit Jahrzehnten, viele kulturhistorische wertvolle Grabdenkmäler sind bereits zerstört. Häupl sagt, er gehe davon aus, dass nun auch der Nationalfonds Geld zur Verfügung stelle. Die Einigung umfasse: "Vom neunten Bezirk Seegasse, Währing und zwei Teile am Zentralfriedhofs".