Autorückrufe: Strukturprobleme in der Industrie

Der weltweit größte Autohersteller Toyota aus Japan musste diese Woche in den USA und Kanada fast 700.000 Pkw zurück in die Werkstätten beordern. Aber auch bei Nissan und europäischen Herstellern wie Daimler und BMW gab es zuletzt größere Rückrufaktionen. Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht darin ein Strukturproblem der gesamten Autobranche; die Hersteller würden immer öfter zu Lasten der Qualität sparen.

Morgenjournal, 28.9.2013

Zehn bis zwanzig Prozent der Pkw jährlich

Die Zahl der Autorückrufe steigt. Alle Hersteller sind betroffen, das Problem sei in den vergangenen Jahren größer geworden, sagt Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen: "Derzeit werden weltweit rund 70 Millionen Pkw verkauft. Wenn wir die Rückrufzahlen nehmen und addieren, kommen wir auf zehn bis zwanzig Prozent der Fahrzeuge, die jährlich zurückgerufen werden. Rückrufaktionen gibt es schon immer, die, die wir in den letzten fünf, sechs Jahren sehen, sind aber große. Da geht es in die Millionenzahlen."

Grund dafür ist der Sparkurs der Autobauer. Sie verlangen von den Zulieferunternehmen immer günstigere Preise und immer schnellere Lieferungen.

Mehr Qualitätsmanagement

Dieser Druck erhöht die Fehleranfälligkeit. Dazu komme, dass - ebenfalls aus Spargründen - ein und dieselben Bauteile in mehreren Automodellen verwendet werden, sagt Dudenhöffer. Die Lösung des Problems: Die Autohersteller dürften nicht am falschen Ort sparen, sondern müssten mehr Geld ins Qualitätsmanagement stecken, interne Abläufe und Kontrollen verbessern: "Ganz wichtig ist die Zeit, bis das Problem auftaucht und identifiziert wird. In der heutigen Welt braucht man noch sehr viel Zeit, weil die Fahrzeugteile nicht immer so identifiziert sind, dass man schnell erkennen kann, bei welchem Zulieferer die Teile gerade verbaut werden."

Das müsse in Zukunft schneller gehen, so der Automobilexperte, sonst würden sich die Automobilhersteller viele Eigentore schießen – auf Kosten des Images und der Reputation bei den Kunden. Konsumenten müssten sich laut Dudenhöffer aber keine Sorgen um ihre Sicherheit machen, wenn sie ein Auto kaufen.

Vom jüngsten Toyota-Rückruf sind übrigens keine Fahrzeuge in Österreich betroffen.

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