Noch immer Rassismus gegen Roma und Sinti

Vor 20 Jahren sind Roma und Sinti in Österreich als Volksgruppe anerkannt worden. Doch die rund 40.000 Angehörigen der Minderheit leiden noch heute unter struktureller Diskriminierung, vom Bildungssystem bis zum Arbeitsmarkt. In vielen osteuropäischen Ländern entlädt sich der Rassismus immer öfter in Gewalt. Am morgigen "Tag der Würde der Roma und Sinti" wollen Organisationen europaweit ein Zeichen gegen den Rassismus setzen.

Mittagsjournal, 5.10.2013

Erfolge und Rückschläge

In Wien setzt sich der Verein Romano Centro für die Interessen der Roma und Sinti ein. Mit Schulmediation und Lernhilfe arbeite man im Bildungsbereich, sagt die Geschäftsführerin von Romano Centro, Andrea Härle. "Heuer hat eines unserer ersten Lernhilfekinder ein Studium abgeschlossen", freut sie sich. Es gebe sehr viele Erfolge, so Härle.

Es gibt aber auch Rückschläge: Erst vor einem Monat ist es in Bischofshofen in Salzburg zu rassistisch motivierter Gewalt gegen Roma und Sinti gekommen. Rund 20 Einheimische haben eine Gruppe von Roma bedroht, die legal am Parkplatz vor der Skisprungschanze campiert hatte. Zwölf Polizisten waren im Einsatz, um eine Eskalation zu vermeiden. Geplant wurde der Angriff in einer Facebookgruppe. Dort wurde zu körperlicher Gewalt und Sachbeschädigung aufgerufen. Es sei auch von "Ausrotten" und "Endlösung" die Rede gewesen, sagt Andrea Härle. Man habe den Sachverhalt der Verhetzung und nationalsozialistischer Wiederbetätigung angezeigt. Salzburgs Landesverfassungsschutz hätte ab auch von sich aus ermittelt, so Härle.

Hassrhetorik und Übergriffe

Für Härle ist der Fall Bischofshofen alarmierend. Zu gut kenne sie solche Übergriffe aus Österreichs Nachbarländern wie Ungarn, wo es immer wieder Aufmärsche Rechtsradikaler vor Roma-Siedlungen und Anschläge und Tote gebe. Gefördert werde diese Gewalt durch die Hassrhetorik ungarischer Politiker, die sogar zu den Freunden des Ministerpräsidenten zählen. Mittlerweile leben etliche Roma und Sinti, die Ungarn aus Angst verlassen haben, in Österreich. Auch aus Tschechien bekomme ihr Verein Anfragen von Familien für Übersiedlungen nach Österreich, weil sich die Kinder nicht mehr in die Schule trauen, weil es immer wieder Übergriffe von Neonazis gebe.

Angesichts dieser Entwicklungen fordert Andrea Härle von der Europäischen Union ein konsequenteres Einschreiten: "Es muss klar gemacht werden, dass solche Dinge in Europa keinen Platz haben - dass man gegen Minderheiten hetzt."