Spanien: Arbeitslosenrate sinkt langsam

Mehr als zwei Jahre hat es gedauert, dass Spaniens Wirtschaft trotz eines harten Sparkurses wieder Wachstum ausweist. Der noch zaghafte Aufschwung von 0.1 Prozent ist für das Krisenland eine positive Botschaft. Auch die im europäischen Vergleich sehr hohe Arbeitslosenrate ist zuletzt leicht gesunken.

Mittagsjournal, 24.10.2013

Alpine Pleite ist "Sanierungsschritt"

Nach über zwei Jahren Rezession, die sich mit einem Rekord an Arbeitslosen ins Bewusstsein der Spanier eingebrannt hat, verbreitet die Banco de España wieder Optimismus: Im letzten Quartal ist die Wirtschaft des Landes um 0,1 Prozent gewachsen. Nach der langen Durststrecke, die von den Vertretern des Sparkurses als "unumgänglich" bezeichnet wurde, hat Premierminister Rajoy wieder Grund zum Feiern: "Die Exporte sind gemeinsam mit dem Fremdenverkehr im Augenblick die Motoren der Wirtschaft. Wir sind der Rezession entkommen – das bestätigte die Banco de España heute – und werden stufenweise den Weg der Aufschwungs einschlagen."


Die Zeichen mehren sich, dass die internationalen Geldgeber wieder Vertrauen in die spanische Wirtschaft fassen: Die Nachricht, dass Microsoft-Gründer Bill Gates sechs Prozent der Aktien des spanischen Bauunternehmens FCC erworben hat, wurde als Durchbruch gefeiert. Am Rand sei vermerkt, dass die Pleite der österreichischen Tochter Alpine von den Investoren als "entschlossener Sanierungsschritt" der FCC positiv bewertet wurde.

Hohe Arbeitslosigkeit und Armut

Für Finanzminister Montoro steht jedenfalls fest, dass es aufwärts geht mit der spanischen Wirtschaft. "Die Erholung hat sanft eingesetzt. Das bedeutet, dass die Grundlage für den Aufschwung geschaffen wurde. 2014 können wir mit Wirtschaftswachstum und neuen Arbeitsplätzen rechnen." Die heute veröffentlichten Arbeitsmarktdaten bestätigen: Die Zahl der Arbeitslosen ist im September um 78.000 gesunken. Dennoch bilden die hohe Arbeitslosenrate – sie liegt knapp unter 26 Prozent – und die Zurückhaltung beim Konsum, die größten Gefahren für eine dauerhafte Erholung.

Der Chef der sozialistischen Gewerkschaft sieht erste Anzeichen von Wachstum, aber auch die Kehrseite. Candido Mendez: "Die Statistik kann eine Besserung ausweisen; dennoch gibt es soziale Härte und eine sehr hohe Arbeitslosigkeit." Den noch zaghaften Aufschwung dankt die spanische Wirtschaft den Niedriglöhnen. Der Fremdenverkehr spielt nach wie vor eine wichtige Rolle, auch setzt man wieder auf die Belebung des maroden Immobilienmarktes. Der katalanische Abgeordnete Antoni Duran i Lleida ist dennoch skeptisch. "Viele bedürftige Menschen kommen auf der Suche nach Essen zur Caritas. Diesen ins Gesicht zu sagen, dass wir die Rezession überwunden haben und die Krise vorüber ist, würde ich mich nicht trauen."