Keynote von Jürgen Howaldt

Zusammenfassung vom 24. Oktober 2013

Das 21. Jahrhundert wird das der Sozialen Innovation sein, prophezeit Jürgen Howaldt, Diektor der Sozialforschungsstelle an der TU Dortmund, und sieht soziale Innovation daher auch als zentrales Element einer zukunftsorientierten Innovationspolitik.

Jürgen Hovaldt

Auch wenn Leuchtturm-Projekte, wie Muhammad Yunus' Mikrokredite, von prominenten Namen getragen werden, hängt soziale Innovation vor allem am Engagement der Vielen, so Jürgen Howaldt in seiner Keynote.

(c) Schimmer, ORF

Jürgen Hovaldt

Technische Innovation reicht nicht

Unter dem Begriff "Soziale Innovation" wird seit einigen Jahren weltweit über ein verändertes Innovationsverständnis diskutiert, welches sich aus dem zu eng gewordenen Korsett rein wirtschaftlicher und technologischer Innovationen befreit. Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen eindringlich, dass technische Innovationen allein nicht zur Bewältigung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen ausreichen.

Ein neues Innovationsparadigma der EU

So fordert die Vienna Declaration, die die Ergebnisse der ersten globalen wissenschaftlichen Konferenz zum Thema "Soziale Innovation" zusammenfasst, die Entwicklung eines neuen Innovationsparadigmas, das sich zur Gesellschaft öffnet. In der Europäischen Union hat sich diese Einsicht inzwischen durchgesetzt. Das Thema "Soziale Innovation" wird zunehmend in die europäische Forschungsförderung integriert.

Die Rolle der Social Entrepreneurs

Bereits heute gibt es zahllose Ansätze und erfolgreiche Initiativen, die die Stärken und Potenziale sozialer Innovationen im Bereich gesellschaftlicher Integration durch Bildung und Armutsbekämpfung, bei der Durchsetzung nachhaltiger Konsummuster oder bei der Bewältigung des demografischen Wandels aufzeigen. So liefert z.B. das Konzept der Mikrokredite, wie es von Muhammed Yunus entwickelt wurde oder die immer wichtiger werdende Rolle von Social Entrepreneurs bei der Lösung sozialer Probleme eindrucksvolle Beispiele für erfolgreiche soziale Innovationen.

Öffnung zur Gesellschaft

Die wachsende Bedeutung sozialer Innovationen als Ausdruck eines neuen Innovationsparadigmas wird nicht zuletzt an der Öffnung der Innovationsprozesse zur Gesellschaft deutlich. Bürger, Kunden, aber auch soziale Bewegungen und NGOs werden zunehmend in die Entwicklung neuer Produkte und großer (politischer) Veränderungsprojekte einbezogen, um die in unserer Gesellschaft vorhandenen Potenziale besser zu nutzen. Dabei gewinnen soziale Innovationen nicht nur in Bezug auf soziale Integration und Chancengleichheit, sondern auch im Hinblick auf die Innovations- und Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und Gesellschaft insgesamt an Bedeutung.

Die Bedeutung neuer Infrastrukturen

Zur nachhaltigen Entwicklung und breiten Durchsetzung sozialer Innovationen ist aber die Einbettung in die nationale Innovationspolitik von großer Bedeutung. Wir brauchen Infrastrukturen für die Entwicklung und gesellschaftliche Verbreitung sozialer Innovationen, die auf die Förderung der kreativen Potenziale der Gesellschaft zielen. Hier können bspw. regionale Zentren für Soziale Innovation, wie sie in vielen Ländern bereits erfolgreich entwickelt wurden, wichtige Funktionen übernehmen.

Zugleich ist ein Ausbau der Forschung im Bereich zu sozialer Innovation notwendig - nicht zuletzt, um die Fragen nach Rahmenbedingungen und Erfolgsfaktoren besser beantworten zu können. In der gezielten Verbreitung und Durchsetzung sozialer Innovationen liegt die große Chance, die Innovationspotenziale der Gesellschaft umfassend zu fördern und mit neuartigen Lösungsansätzen, den größer werdenden gesellschaftlichen Herausforderungen erfolgreich zu begegnen.

Service

Howaldt, Jürgen/ Schwarz, Michael (2010): "Soziale Innovation" im Fokus. Skizze eines gesellschaftstheoretisch inspirierten Forschungskonzepts. Bielefeld: transcript.

Vienna Declaration (2011): The Most Relevant Topics in Social Innovation Research. Concluding resolution provided by the conference "Challenge Social Innovation. Innovating Innovation by Research – 100 Years after Schumpeter”.

Social Innovation 2011