Wimmer: "Verteilungskampf" um Überstunden
Rainer Wimmer, Gewerkschafts-Chefverhandler der Metaller, ist zuversichtlich, dass man nun nach der Einigung über die Löhne "entspannt" über das Thema Arbeitszeit-Flexibilisierung reden kann. Allerdings sieht er darin einen "Verteilungskampf" um eine Summe von 1,4 Milliarden Euro Überstundenzuschläge und zeigt im Ö1-Interview klare Grenzen auf.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 29.10.2013
Rainer Wimmer von der Gewerkschaft Pro-Ge im Gespräch mit Cornelia Vospernik
"Lohndumping sichert keine Arbeitsplätze"
Es gehe bei der Debatte schließlich auch um Geld für die Arbeitnehmer, so Wimmer. Überstundenzuschläge müssten weiter bezahlt werden, das Risiko von Auftragsschwankungen dürfe nicht auf die Beschäftigten abgewälzt werden, da gelte es einen Kompromiss zu finden. Flexibel gearbeitet würde schon jetzt, gebt der Gewerkschafter hervor. Das zeigten 300 Millionen Überstunden, die jährlich in Österreich geleistet würden. Zur Gefahr der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland meint Wimmer, Lohndumping sichere keine Arbeitsplätze. In ganz Europa würden die Arbeitnehmerrechte zurückgedrängt und zugleich die Unternehmenseinkommen steigen.
"Verteilungskampf" um 1,4 Millionen
Wimmers "Bitte" an die Unternehmerseite: Bei den kommenden Verhandlungen "fair" miteinander umzugehen. Es gehe schließlich um ein durchschnittliches Netto-Einkommen von 1.600 Euro, und die Menschen brauchten jeden Cent, um ihr Dasein zu bewältigen. Die Auseinandersetzung sei ein Verteilungskampf, so Wimmer: "Wenn wir wissen, dass hier 1,4 Milliarden Überstundenzuschläge im Spiel sind, kann man sich vorstellen, dass die Begehrlichkeit der Wirtschaft enorm groß ist. Aber da müssen wir einfach einen Haltepunkt setzen."
Beharren auf Kollektivvertrag
Die Gespräche über die Arbeitszeit sollen nach Abschluss der noch ausstehenden Kollektivvertragsverhandlungen fortgesetzt werden. IN rund vier Wochen werde man die ersten Termine vereinbaren, so Wimmer. Ergebnisse müssten im Kollektivvertrag festgeschrieben werden, betont der Gewerkschafter: "Wir wollen das Thema Arbeitszeit ganz sicher nicht auf Betriebsebene verlagern, wo die Menschen der Willkür der Arbeitgeber ausgeliefert sind. Das werden wir so nicht hinnehmen können."