Saudi-Arabien: Sorge über USA/Iran-Gespräche

Der Bürgerkrieg in Syrien belastet auch die Beziehung zweier langjähriger Verbündeter: die der USA und Saudi Arabiens. Das Saudische Königshaus ist schwer enttäuscht darüber, dass Obama einen Luftangriff nach den syrischen Giftgasattentaten abgesagt hat. Die langjährige Partnerschaft bröckelt seit Jahren, auch weil die USA mit dem Iran - dem Erzfeind Saudi-Arabiens - Gespräche aufgenommen haben.

Mittagsjournal, 31.10.2013

Angst um Machtposition

Saudi-Arabien ist sauer, und zwar auf die USA. Daraus macht auch der ehemaliger Geheimdienstchef Prinz Turki al Faisal kein Geheimnis: "Präsident Obama hat doch von Anfang an gesagt, dass Assad gehen muss, aber dieses Versprechen hat Obama nicht eingelöst."

Saudi-Arabien würde einen Schritt weg von den USA machen, kündigte kurz darauf der derzeitige Geheimdienstchef Prinz Banda al Sultan an. Das Saudische Königshaus fühlt sich von der Obama-Administration übergangen und zu wenig informiert. Besonders hart trifft die Saudis die Annäherung zwischen den USA und dem Iran. Der Langzeitvertraute Saudi-Arabien fürchtet um seine Machtposition im Nahen Osten, sagt der britische NahOst-Experte Shashak Joshi: "Die Saudis waren sehr sauer, dass die USA den Sturz des ägyptischen Diktators Honsi Mubarak unterstütz haben, der ein verbündeter der Saudis war. Sie haben Angst davor, dass sich die USA nicht nur in der Atomfrage an den Iran annähern. Aber vor allem sind die unzufrieden, dass die Amerikaner einen geplanten Raketenangriff auf Syrien abgesagt haben."

Ringen gegen den Iran

Die Wut über die Syrien-Politik der USA war vergangene Woche so groß, dass Saudi Arabien einen nichtständigen Sitz im UN-Sicherheitsrat abgelehnt hat. "Das ist ein Schrei nach Aufmerksamkeit, wenn nicht ein Wutanfall von Saudi-Arabien. Den UN-Sitz nicht anzunehmen wird nichts ändern."

Saudi-Arabien will Bashar Al-Assad lieber heute als morgen stürzen. Er wird von der schiitischen Führung im Iran unterstützt. Und das sunnitische saudische Königshaus will vor allem eines verhindern: dass der Erzfeind Iran - wohlmöglich sogar mit Hilfe der USA - zum Platzhirsch im Nahen Osten aufsteigt.

Partner auf Zeit

Die USA versuchen, die saudischen Verbündeten zu beruhigen. Außenminister John Kerry betonte zuletzt, wie wichtig die Saudischen Freunde für die USA seien. Trotz aller Beteuerungen wird sich das Verhältnis zwischen den beiden Staaten ändern, glaubt Shashak Joshi: "Die Kerninteressen wie die Stabilität und Sicherheit des Saudischen Königshauses und Waffenlieferungen dorthin werden sich nicht ändern. Aber in puncto Syrien, Jemen oder Libanon werden sie weniger zusammenarbeiten."

Der Wall-Street-Journal Journalist Bret Stephens nennt ein Beispiel dafür: "Bisher haben die USA die Saudis davon abgehalten, Flugabwehrraketen an syrische Rebellen zu liefern. Das könnte sich jetzt ändern."

Saudi-Arabien weiß schon jetzt, dass es sich nicht ewig auf den Partner USA verlassen wird können. Zur Zeit hängen Sicherheit und Ölverkäufe Saudi-Arabiens unmittelbar von den USA ab. Doch sollte es dort zur Energiewende kommen, brauchen die USA keine Öllieferungen aus dem Nahen Osten und auch keine langjährigen Partner wie Saudi Arabien mehr.

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