Bibelkommentar zu Matthäus 5, 33 - 37
Diesmal haben sie sich ohnedies zurückgehalten, die Politiker, mit ihren Wahlversprechen bei der letzten Wahl. Sonst war‘s ja meistens anders. Am besten wär‘s, sie täten gar nichts versprechen - was sie dann nicht halten können.
8. April 2017, 21:58
Schon in der Bibel steht doch: „Du sollst keinen falschen Eid schwören ...“ Jesus hat das dann noch weiter auf die Spitze getrieben: Ihr sollt überhaupt nicht schwören.
Hauptberuflich bin ich Militärseelsorger. Und ich bin recht froh darüber, dass in Österreich Soldaten - wie übrigens auch alle öffentlich Bediensteten - keinen Eid ablegen müssen, sondern angelobt werden. Sie versprechen dabei der österreichischen Bevölkerung, dem österreichischen Staat etwas - aber sie schwören nicht. Versprechen tut man etwas Menschen, einen Eid schwört man bei Gott. Aber bei der Angelobung, da geht es um nichts Göttliches, sondern um weltlich Ding. Wenn ich schwöre, da berufe ich Gott zum Richter - ein Höchstrichter, der allerhöchste Richter.
Beim Militär (und wohl nicht nur dort) gibt es einen schönen Spruch, der da ganz gut passt: Gehe nicht zum Fürst, wenn du nicht gerufen würst. Zugegeben, der Reim ist ein wenig holprig, aber der Inhalt ist klar. Zu groß ist die Gefahr, dass manches, auf das ich schwören könnte (und hoffentlich dann doch nicht tue), sich später als falsch erweist. Eingeschränkt sind meine Erkenntnisse.
Jesus sagt: ... denn du vermagst nicht ein einziges Haar weiß oder schwarz zu machen. Soldaten sagen jetzt verschmitzt (oder denken das zumindest): Meine Friseurin schafft das schon. Und ich würde antworten: Ja, aber wie lange hält denn das? Wirklich beeinflussen kann ich den Gang der Welt doch nur sehr beschränkt, und die Nachhaltigkeit ist das Problem. Wie lange halten denn die Dinge, die wir fest versprechen. Wie oft zerbrechen sie denn, auch wenn wir beim Versprechen besten Willens sind.
Ich möchte jetzt gar nicht direkt auf Beziehungen anspielen. Aber ich erlebe als Pfarrer immer wieder, dass Menschen sich mit großen Zukunftsplänen und -hoffnungen verheiraten, weil sie innerlich überzeugt sind, den oder die Richtige fürs Leben gefunden zu haben - und dann ist das nach ein paar Jahren alles zerrüttet, und das Leben geht ohne ihr oder ohne ihn auch weiter.
Jesus hat schon recht: Was Menschen auch nach besten Wissen und Gewissen tun, das kann manchmal sehr kurze Beine haben. Deshalb ist es wirklich besser, nicht zu schwören bei Gott. Damit sei aber nicht der Unbestimmtheit das Wort geredet. Natürlich, wir müssen Entscheidungen treffen, natürlich müssen unser Wort und auch unsere Taten etwas wert sein. Sich auf jemanden verlassen zu können ist ein großes Geschenk. - Noch dazu, wo es manchmal um Leben und Tod gehen kann, wie bei Soldaten oder anderen Einsatzberufen.
Natürlich brauchen wir einen Halt. Ja, und abermals ja; nein, und abermals nein. Das sei Eure Rede, sagt Jesus.