Prozess gegen Ägyptens Ex-Präsident Mursi

Unter massiven Sicherheitsvorkehrungen hat in Kairo der Strafprozess gegen den früheren ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi begonnen. Dem 62-Jährigen und 14 weiteren Angeklagten wird vorgeworfen, sie hätten ihre Anhänger angestiftet, oppositionelle Demonstranten zu töten. Im Fall eines Schuldspruchs drohen lebenslange Haftstrafen oder sogar die Todesstrafe.

Mittagsjournal, 4.11.2013

Tumulte im und vor dem Gericht

20.000 Polizisten sind im Einsatz - sie sollen den Prozess gegen Mohammed Mursi sichern. Denn Kairo ist in Aufruhr, wieder einmal. Das Ablenkungsmanöver der Behörden, den Ort der Verhandlung erst kurzfristig festzulegen, hat nicht funktioniert. Der Platz vor dem Gerichtsgebäude verwandelt sich im Nu in einen Hexenkessel: "Islamisch, islamisch, Ägypten bleibt islamisch, skandieren hunderte Anhänger des entmachteten Präsidenten. Wahrscheinlich kann er sie bis in den Gerichtsaal hören, wo er sich - wie es heißt - mit Anwälten bespricht, zu denen er bisher keinerlei Kontakt hatte.

Viel hat man von Mursi noch nicht gesehen, er ist mit einem Hubschrauber zum Gericht gebracht worden. Ein ruhiger Angeklagter ist er nicht - das wird schon wenige Minuten nach der Prozesseröffnung klar. „Nieder mit der Militärherrschaft“, donnert der 62-Jährige, ich bin der legitime Präsident von Ägypten“. Seine Mitangeklagten stimmen Sprechchöre an.

Der Richter, der von Anfang an erklärt hatte, er wolle keine Störung hinnehmen, unterbricht die Verhandlung und er befiehlt Mursi, der in einem normalen Anzug erschienen ist, sich umzuziehen. Er muss wie seine Mitangeklagten die in Ägypten für Untersuchungshäftlinge übliche weiße Gefängniskluft tragen.

Eine Demütigung für den Islamisten und seine Anhänger rasen ohnehin schon vor Wut: Der Wille des Volkes wird vergewaltigt -heißt es auf Transparenten. Ausschreitungen lassen nicht lange auf sich warten, zwischen Islamisten und Passanten kommt es zu schweren Handgreiflichkeiten. Der Nachrichtensender Al-Arabiya meldet, Pro-Mursi-Demonstranten seien auf seine Reporterin losgegangen. -Und das ist erst der Anfang des Prozesses.