Zugewanderte Facharbeiter: Ungenutztes Potenzial
Die Situation für Zuwanderer, die ihre ausländische Ausbildung in Österreich anerkennen lassen wollen, hat sich verbessert. Doch nach wie vor arbeitet rund ein Drittel aller Zuwanderer unter ihrem Ausbildungsniveau. Es fehlt an der Anerkennung von Facharbeiterausbildungen, die nicht in Österreich erworben worden sind.
8. April 2017, 21:58
Mittagsjournal, 6.11.2013
Brachliegende Potenziale
Besserung brachten vor allem die vier Anlaufstellen in Wien, Graz, Linz und Innsbruck, die es seit Jahresanfang gibt. Der steirische AMS-Chef Karlheinz Snobe und Edith Zitz vom Pionier-Projekt "Anerkannt" verweisen auf der heutigen Tagung in Graz allerdings auch auf den Haken in der Sache: Das Wissen vieler Zuwanderer ist nach wie vor ein schlummernder Schatz, sagt Snobe: "Menschen aus dem Ausland werden in der Regel etwas skeptischer beurteilt, gerade wenn es um Fragen der Qualifikation geht. Hier hat Österreich noch viel zu tun. Das sind brachliegende Potenziale, die man heben muss."
Ein erster Schritt seien die vier Anerkennungsstellen. Dort werden Betroffene kostenlos durch den ganzen Prozess der Anerkennung begleitet. Das hilft dem einzelnen sehr, weil für die Anerkennung immer noch eine nahezu unüberschaubare Vielzahl an Stellen zuständig ist, sagt Edith Zitz. Die Anlaufstellen und das Hinschauen von Politik und Öffentlichkeit hätten Bewegung und Ermutigung gebracht, sagt Zitz. Die Zahl jener, die vorstellig werden gehe deutlich nach oben. Dennoch müsse auf Ebenen der Behörden und der gesetzlichen Bestimmungen noch mehr passieren.
Bewertung auch für Facharbeiter
Die Experten fordern mehr Beratungsstellen in ganz Österreich, mehr Unterstützung für die Behördenvertreter bei den oft sehr komplizierten Verfahren, und dass diese selbst gesetzlich vereinfacht werden: Darüber hinaus, wäre eine staatliche Bewertungsstelle für berufliche Qualifikationen sinnvoll, so Edith Zitz. In vielen Fällen ist der langwierige Prozess der formalen Anerkennung nämlich gar nicht nötig. So eine Stelle gibt es bereits für Studien, nötig wäre sie auch für alle anderen Ausbildungen. Auch Karlheinz Snobe vom AMS fordert eine offizielle Bewertungsstelle für Facharbeiterniveau, bei der Qualifikationen abgetestet und Gutachten erstellt werden. Denn die Praxis im AMS zeige nach wie vor, dass viele Zuwanderinnen und Zuwanderer unter ihrem Ausbildungsniveau betreut werden müssen.