GB: Prämien für stillende Mütter

Das Stillen gilt als ideale Ernährungsform für Babys bis zum sechsten Lebensmonat. Die WHO empfiehlt Stillen in diesem Zeitraum ausdrücklich. Doch in Großbritannien folgen nur wenige Frauen dieser Empfehlung. Deshalb versucht das britische Gesundheitsministerium nun, mit einer Prämie mehr Mütter dazu zu bringen, ihre Babys länger zu stillen.

Morgenjournal, 15.11.2013

Einkaufsgutscheine fürs Stillen

Es ist nicht die erste Initiative des britischen Gesundheitsministeriums, um die hartnäckig niedrige Stillrate zu erhöhen. Millionen Euro wurden in Stillberatung und praktische Hilfe in Geburtenstationen investiert, mit geringem Erfolg: Nur ein Drittel aller frischgebackenen Mütter stillt Babys bis zum sechsten Monat, sagt Clare Relton von der Universität Sheffield. Acht von zehn Babys würden in den ersten Tagen ihres Lebens zwar Muttermilch erhalten, viele Mütter würden aber sehr schnell mit dem Stillen wieder aufhören, daran habe sich in den letzten 20 bis 25 Jahren nichts geändert.

Besonders deprimierend seien die Zahlen in wirtschaftlich schwachen Gegenden. Clare Relton und ihr Forschungsteam testen jetzt, ob finanzielle Anreize Erfolg haben könnten. Ursprünglich wollte man Bargeld anbieten, sagt die Wissenschaftlerin, jetzt sind es Gutscheine für Lebensmittel und Babyausstattung im Maximalwert von umgerechnet 250 Euro.

Kulturelle Hindernisse?

Mütter in South Yorkshire und Derbyshire sind aufgerufen, einen Stillvertrag mit ihrer Hebamme abzuschließen. Es handle sich um eine freiwillige Verpflichtung zum Stillen, Kontrollen seien nicht vorgesehen, nur regelmäßige Besuche der Hebamme und Informationsgespräche, so Relton.

Mütter reagieren in der ORF-Umfrage überwiegend negativ auf den Versuch. Einkaufsgutscheine würden nur einen kurzfristigen Anreiz bieten, das sei der falsche Zugang zum Problem. Viele sehen auch kulturelle Probleme als Ursache, Stillen in der Öffentlichkeit sei noch immer ein Stigma in Großbritannien, es gebe nicht genügend Orte mit Privatsphäre für stillende Mütter.

Sollte das Programm erfolgreich sein, könnte das britische Gesundheitsministerium nächstes Jahr ein flächendeckendes Pilotprojekt starten.