Amnesty kritisiert "Ausbeutung" in Katar

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) hat in Katar, Gastgeberland der Fußball-Weltmeisterschaft 2022, ein "alarmierendes Ausmaß an Ausbeutung bis hin zu Zwangsarbeit" festgestellt. Die Rechte von Gastarbeitern würden auf WM-Baustellen "systematisch" verletzt.

Mittagsjournal, 18.11.2013

Arbeiten bis zum Umfallen

Strahlende Gesichter, glänzende Bauwerke sind in dem Werbevideo zu sehen, das der Ölstaat Katar für die Fußball WM 2022 produziert hat. Mit der Realität der über 1,2 Millionen Gastarbeiter, die dort an den Stadien arbeiten, hat das wenig zu tun.

Sie arbeiteten bis zum Umfallen erzählt ein ehemaliger Arbeiter aus Nepal. Er habe von 4.00 Uhr morgens bis 22.00 oder 23.00 Uhr am Abend gearbeitet. "Wenn wir gefragt haben, ob wir eine Pause machen und Essen können, haben die Aufseher uns gefragt "Seid ihr hier um zu essen, oder um zu arbeiten?". Aber ich konnte auch nicht nach Hause fahren. Ich musste meine Schulden bezahlen", sagte der Arbeiter.

"Arbeiter leben wie im Slum"

AI kritisiert diese Praxis in ihrem aktuellen Bericht scharf. Schutzkleidung und Helme gebe es auf den Großbaustellen oft nicht, sagte AI-Mitarbeiter James Lynch, der sich in der Hauptstadt Doha die Arbeitsbedingungen angesehen hat. "Die Arbeiter werden nicht rechtzeitig bezahlt, ihre Reisepässe werden eingezogen und sie können nicht nach Hause fahren, wenn sie das möchten", so Lynch. Das sei fast normal in Katar.

Auch die UNO hat vergangene Woche eine Gruppe von Sonderberichterstattern nach Katar geschickt. "Das Lager der Arbeiter sieht aus wie eine Müllhalde, aus Autoteilen und kaputten Lastwagen. Die Menschen leben wie im Slum", zeigte sich Francois Crepeau, Mitglied der Delegation, schockiert.

Umfassende Reformen gefordert

Amnesty international fordert jetzt von der Regierung in Doha, dass sie umfassende Gesetzesreformen einleitet, um die unwürdigen Arbeitsbedingungen zu verbessern. Die Regierung müsse etwas unternehmen, damit die Gastarbeiter nicht von skrupellosen Arbeitgebern ausgenutzt werden, fordert Lynch. Katar stehe jetzt im Scheinwerferlicht. "Als wir die Regierung in Doha besucht haben, hat sie uns zugesichert, dass sie die Probleme wahrnehmen. Sie haben erkannt, dass sie schlecht für den Ruf des Landes sind", so Lynch.

Für ehemalige Arbeiter aus Nepal sind Reformen zu spät. Den Albtraum Katar wollen sie nicht mehr erleben. "Ich werde nie wieder nach Katar gehen. Lieber sterbe ich hier in Nepal, als dort während der Arbeit", so ein Arbeiter.

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