Sklaverei-Vorwürfe gegen Katar

Massive Vorwürfe überschatten die Vorbereitungen für den Fußballweltcup in Quatar 2022. Laut der britischen Zeitung "The Guardian" sind tausende Bauarbeiter aus Nepal gezwungen, in dem Emirat unter Sklaverei-ähnlichen Bedingungen zu arbeiten und zu leben. Es gibt Dutzende Todesfälle.

Morgenjournal, 27.9.2013

Täglich tote Bauarbeiter

Klagegeschrei für einen 16-jährigen in Nepal. Er ist vorzeitig zurückgekehrt - in einem Sarg. Laut der nepalesischen Botschaft in Katar ist vergangenen Sommer fast jeden Tag ein Bauarbeiter aus Nepal gestorben, die Hälfte nach einem Herzinfarkt. Pete Pattison vom Guardian: "Manche sagen, es ist wegen der extremen Arbeitsbedingungen, andere sprechen von bestehenden Krankheiten, die erst hier ausbrechen. Aber es gibt keine klare Antwort. Wenn so viele junge Männer sterben, warum versucht weder die Regierung von Katar noch die von Nepal, den Grund herauszufinden?"

Von Zwangsarbeit spricht die internationale Organisation gegen Sklaverei. Monatelang keine Bezahlung, beschlagnahmte Pässe, körperliche Gewalt, Arbeit in der Wüstenhitze ohne Zugang zu gratis Wasser, überfüllte Unterkünfte. 30 Arbeiter haben sich in die nepalesische Botschaft geflüchtet: "Zwei Monate habe ich um Nahrung betteln müssen. Ich habe keine Rupie nachhause schicken können. Der Manager hat mich mitten in der Nacht geschlagen, die Polizei hat nichts getan."

Druck auf die FIFA

"Die Berichte stimmen mit unseren Informationen überein", bestätigt der Internationale Gewerkschaftsbund mit Sitz in Brüssel. Schon vor einem Monat hat der ITUC den Internationalen Fußballverband FIFA in einem Brief auf die Todesfälle hingewiesen und dringend dazu aufgefordert, Druck auf Katar auszuüben: "Sie haben mir 500 Dollar im Monat versprochen dann den Vertrag zerrissen und mir einen neuen gegeben für 247 Dollar."

Auf Ö1-Anfrage heißt es aus der FIFA-Zentrale in einem schriftlichen Statement, man sei zutiefst von den Berichten betroffen und werde neuerlich mit den Behörden in Kuatar Kontakt aufnehmen. Außerdem werde man darüber bei der FIFA-Leitungsausschusssitzung am 4. und 5. Oktober Zürich beraten.

Katar, das am Pro-Kopf-Einkommen gemessen reichste Land der Welt, gibt laut Schätzungen mehr als 70 Milliarden Euro für die Fertigstellung von Prunkbauten und Stadien für den Weltcup 2022 aus. Wenn dann die ersten Matches angepfiffen werden, sind die Arbeiter längst wieder nach Nepal zurückgekehrt, in eines der ärmsten Länder der Welt, manche von ihnen in einem Sarg.

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