Philippinen: Viele Probleme beim Wiederaufbau

Auf den Philippinen haben durch den Taifun mehr als vier Millionen Menschen ihr zu Hause verloren. Nach der Nothilfe stellt sich sehr schnell die Frage: Wie baut man so ein zerstörtes Gebiet wieder auf? Experten der UNO versuchen, gemeinsam mit Bevölkerung und Behörden die vielen offenen Fragen zu lösen.

Mittagsjournal, 23.11.2013

Berge von Schutt

Schon das erste Problem, das sich beim Wiederaufbau stellt, ist schier gigantisch: Wohin mit dem ganzen Schutt? Nach dem Erdbeben in Haiti hat es 19 Millionen Kubikmeter Schutt gegeben. In Fukushima nach dem Erdbeben und dem Tsunami 25 Millionen Kubikmeter. Obwohl Japan hoch entwickelt ist, ist der meiste Schutt noch immer nicht entsorgt – er steht nur zu Haufen geformt in der Landschaft herum. Die Trümmer auf den Philippinen sind zumindest nicht radioaktiv kontaminiert. Deshalb heißt die Devise: So viel geht, wieder verwerten, sagt Bernhard Barth, Wiederaufbauexperte der UNO, der derzeit hier in Manila

Juristische Probleme

Zweite wichtige Frage: Wem gehört eigentlich was. Also konkret: Wenn ein mehrstöckiges Gebäude mit Eigentumswohnungen eingestürzt ist: Wem gehört der Schutt? Wer muss ihn beseitigen? Wer darf hier wieder bauen? Was passiert wenn Eigentümer von Häusern in andere Landesteile geflüchtet sind und nicht wiederkommen wollen? Und es gibt noch viele weitere juristische Probleme, nicht zuletzt durch Spekulanten, die Grundstücksgrenzen verschieben wollen, weiß Barth.

Wo bauen?

Dann die Planung. Soll man die Stadt wieder dort bauen wo sie war – oder ist es besser, sie an einem anderen Ort wieder zu errichten? Das werde gerade in den größeren Städten diskutiert, so Barth, vor allem die Festlegung von Gebieten, in denen nicht wieder gebaut werden darf. Aber bei einer Stadt wie Tacloban ist durch die Frage, wie realistisch es ist, dass dort wieder 220.000 Menschen leben werden. Denn sicher nicht alle werden zurückkehren.

Dazu kommt die, wie es so schön heißt, normative Kraft des Faktischen. Denn in den vergangenen Tagen und Wochen sind am Stadtrand schon zahlreiche Zeltstädte entstanden. Die Erfahrung zeigt, dass sich die Menschen hier schnell einrichten und anfangen Häuser zu bauen. Planungsexperten befassen sich bereits damit, berichtet Barth.

Besser als vorher?

Und dann der Wiederaufbau selbst. Es hat sich gezeigt, dass es nichts bringt, den Menschen einfach Häuser vor die Nase zu stellen. Denn erstens unterscheiden sich die Bedürfnisse von denen in Europa fundamental. Und zweitens wollen die Meisten ja selbst etwas leisten. Aber natürlich sollen die Häuser dieses Mal solider gebaut werden. Allerdings können und wollen Viele nicht warten und bauen Unterkünfte, die einmal so gut sind wie jene vor dem Sturm.

Die Hilfsorganisationen arbeiten deshalb auch nicht mit einzelnen Haushalten, sondern mit den Gemeinden zusammen. Und noch etwas muss bedacht werden. Das kein Neid bei jenen entsteht die keine neuen Häuser bekommen – weil ihre nicht so stark beschädigt sind, sagt Bernhard Barth.
Und zum Schluss geht es dann ohnehin um die Frage: Wie viel Geld ist überhaupt da. Bernhard Barth glaubt, dass schon sehr bald die Hilfsgelder versiegen werden: "Ja, das ist immer so. Wenn es um den langfristigen Aufbau geht, dann kommen keine Gelder mehr."

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