Schiffsfonds: Anleger müssen zahlen
Tausende Anleger in Österreich haben Schiffs- und Immobilienfonds für eine sichere Geldanlage gehalten und insgesamt bis zu 750 Millionen Euro investiert. Doch wegen der Krise in Schifffahrt und in Immobilienbranche müssen jetzt viele Geld zurückzahlen, das sie irrtümlich für eine Gewinnausschüttung gehalten haben. Beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) haben sich schon rund tausend Betroffene gemeldet - und es dürften noch deutlich mehr werden.
8. April 2017, 21:58
Morgenjournal, 28.11.2013
Kunden "wachgerüttelt"
Der Mehrzweckfrachter MS Julietta war vor kurzem das 300. Fonds-Schiff, das in die Insolvenz geschlittert ist, berichtet das "Manager-Magazin". Seit Beginn der Schifffahrtkrise im Jahr 2008 hätten Privatanleger bereits vier Milliarden Euro verloren. In Österreich war zuletzt die Rede von 5000 Anlegern, die bis zu 700 Millionen Euro in Schiffsfonds investiert haben. Aber auch bei den Immobilienfonds gibt es schlechte Nachrichten. Beim Fonds "Holland 43" etwa hat eine Beteiligungsfirma drei Bürogebäude in den Niederlanden gekauft. Als die Firma Nokia als Hauptmieter absprang, stellte die Bank das halbe Darlehen fällig. Die Anleger mussten Geld zurückzahlen, das sie für ihren Gewinn gehalten haben. Und so kommen zu den bisher tausend Betroffenen beim VKI ständig neue dazu, weil sie "wachgerüttelt worden sind", sagt Petra Leupold.
Eine Mitschuld sieht der VKI auch bei den Banken. Als das Geschäft in Deutschland nach dem Jahr 2000 nahezu abgegrast war, sei man in Österreich aktiv geworden - und die hiesigen Banken hätten auf ein gutes Geschäft gehofft, aber die Beratung vernachlässigt. "Es ist nicht aufgeklärt worden, ausnahmslos in den Fällen die uns vorliegen, über Provisionszahlungen, über die Höhe und über teilweise fondsspezifische Risiken, aber auch ganz grundlegend darüber, dass hier eine unternehmerische Beteiligung besteht mit einem entsprechend hohen - im worst case - Totalverlust-Risiko."
VKI sammelt Klagen
Bei den Banken innerhalb Österreichs gebe es aber Unterschiede, sagt Petra Leupold. Betroffen seien vor allem die Raiffeisen Banken NÖ und Wien, die Erste Bank und die Banken für Kärnten und Steiermark.
Einzelne Klagen hat es bereits gegeben, in denen Kunden Recht bekommen haben. Beim VKI sammelt man die Interventionen - wenn es keine Einigung gibt, könnte es Sammelklagen geben. Die Gespräche laufen aber noch.
Banken weisen Vorwürfe zurück
Bei der Bank für Kärnten und Steiermark heißt es auf Nachfrage von Ö1, man habe alle Kunden über die Chancen und Risiken entsprechend aufgeklärt und verwehre sich gegen anderslautende Vorwürfe. Auch Erste Bank und Raiffeisen weisen Pauschalvorwürfe zurück, man werde jede Beschwerde einzeln prüfen und sich Gesprächen sicher nicht entziehen.
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