Forderungen nach Doppelstaatsbürgerschaften

Die Große Koalition in Deutschland hat sich auf die Doppelstaatsbürgerschaft auf Dauer geeinigt. Bisher musste man sich mit 23 Jahren auf eine Staatsbürgerschaft festlegen – das fällt nun weg. Diese Entscheidung facht auch die Diskussion in Österreich wieder an. Die Grünen haben einen Antrag eingebracht, der in einer der nächsten Nationalratssitzungen behandelt werden soll.

Morgenjournal, 29.11.2013

Heimische Kinder kommen als "Ausländer" zur Welt

Wenn ein Elternteil seit fünf Jahren rechtmäßig in Österreich lebt, sollen hier geborene Kinder Doppelstaatsbürger sein können, fordert Alev Korun von den Grünen. Denn jedes Jahr kommen 10.000 Kinder von Einwanderern zur Welt, und diese Kinder sind Ausländer. Es sei nicht nachvollziehbar, warum Kinder, die hier geboren werden und hier aufwachsen als Ausländer bezeichnet werden sollen, sagt Korun.

Unterstützung für den grünen Antrag kommt vom Raiffeisen-finanzierten Verein "Wirtschaft für Integration". Menschen, die hier leben und Steuern zahlen, sollen auch mitbestimmen, und zum Beispiel wählen dürfen, sagt Obmann Georg Kraft-Kinz. In Österreich solle man nicht ausländische Kinder „produzieren“, die man dann wieder innerhalb Österreich integrieren müsse. Österreich sei ein Land in dem viele Zugewanderte leben und gerade hier müsse man an einem neuen Miteinander arbeiten, sagt Kraft-Kinz.

Vorbild: Deutschland

Das Argument der Doppelpass-Gegner, Doppelstaatsbürger wären zwischen zwei Ländern hin- und hergerissen, trifft in unserer Gesellschaft längst nicht mehr zu, so Kraft-Kinz. Das sehen in Deutschland mittlerweile auch CDU und CSU so. Österreich sei im Nationalismus des 20. Jahrhunderts steckengeblieben. Das sei keine Antwort in einer mobilen und globalisierten Gesellschaft, sagt SOS-Mitmensch-Sprecher Alexander Pollak: „Österreich hat sich leider immer noch nicht vom nationalistischen Modell verabschiedet. Wir hoffen, dass die Regierung jetzt zu größeren Schritten bereit ist und sich dabei Deutschland zum Vorbild nimmt.“

Dass eine Doppelstaatsbürgerschaft keinen Loyalitätskonflikt mit sich bringen muss, habe, so Alev Korun, auch ein berühmter Österreicher, nämlich Arnold Schwarzenegger bewiesen. Der Verein Wirtschaft für Integration geht aber noch weiter: Menschen, die hier dauerhaft wohnen, ohne Staatsbürger zu sein, sollen bei Landtags- oder Gemeinderatswahlen wählen dürfen. Aber jetzt hoffen wir einmal, dass eine Diskussion in Gang kommt, sagt Georg Kraft-Kinz. Deutschland sei ein schönes Beispiel dafür.

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