"Joseph und seine Brüder" auf der Bühne

Thomas Manns vierbändiger Roman "Joseph und seine Brüder“ ist zwar berühmt, aber gehört wohl zu den am wenigsten gelesenen Werken des deutschen Schriftstellers. Eine Episode aus diesem großen Roman bringt nun das Theater in der Josefstadt in Wien auf die Bühne: "Die Berührte". Morgen ist Premiere.

Morgenjournal, 4.12.2013

Fast zwanzig Jahre schrieb Thomas Mann an seinem Roman, von der Mitte der 20er Jahre des vorigen Jahrhunderts bis 1943. Aber natürlich kann man im Theater in der Josefstadt nicht den ganzen Roman erwarten, sagt Günter Krämer, der Regisseur.

Erni Mangold ist Dudu; nach dem bösen Geist Lumpazivagabundus wieder eine Rolle, in der die beliebte Schauspielerin, die schon auf die Neunzig zugeht, wieder ihre Dämonie und ihren Witz zeigen kann. Herbert Schäfer hat die Bühnenfassung des Thomas-Mann-Romans geschaffen und das Bühnenbild, eine goldene bewegliche Wand mit ägyptischen Hieroglyphen, vor dem sich Sandra Cervik als Muth nach dem jungen Josef verzehrt.

Günter Krämer, der lange Intendant in Köln war und dem Wien und die Salzburger Festspiele viele schöne Aufführungen verdanken - etwa Mozarts "Mitridate" im Residenzhof -, will den Theaterabend nicht überfrachten. Günter Krämer hat sich bisher der allseits grassierenden Mode entzogen, Romane aufs Theater zu bringen. Eigentlich hält er nicht so viel davon, aber bei "Joseph" konnte er wie so viele vor ihm nicht widerstehen.

Dass Mahlers Adagetto aus der fünften Symphonie erklingt, wie in Viscontis Film "Tod in Venedig", dürfte übrigens kein Zufall sein.