Horror-Remake "Carrie"

Bereits mit seinem Debütroman "Carrie" aus dem Jahr 1973 gelang dem Autor Stephen King ein kommerzieller Erfolg, doch wesentlich zur Bekanntheit des Buchs hat eine erste Verfilmung von Brian De Palma drei Jahre später beigetragen, mittlerweile ein Horror-Klassiker. Nun hat die US-amerikanische Regisseurin Kimberly Peirce ein Remake des Stoffs rund um das Martyrium einer pubertierenden Schülerin gemacht.

In den Hauptrollen sind Chloe Grace Moretz als Carrie und Juliane Moore als ihre Mutter zu sehen.

Mittagsjournal, 4.12.2013

Heutzutage nennt man das Happy Slapping. Man spielt jemandem einen mehr oder weniger bösen Streich und filmt die Sache, danach geht das Video direkt ins Internet. Genau das passiert der jungen Carrie (Chloe Grace Moretz). Unter der Dusche in der Schule bekommt sie zum ersten Mal ihre Monatsblutung, sie hat keine Ahnung, was los ist, hilflos ist sie dem Spott ihrer Mitschülerinnen ausgesetzt.

Mobbende Mehrheit

Regisseurin Kimberly Peirce folgt in ihrem Remake von Brian de Palmas "Carrie" ziemlich genau der Dramaturgie des Originals, bringt dabei das Lebensgefühl der Jugend auf den aktuellen Stand, ändert aber an den zwischenmenschlichen Konflikten wenig: eine Außenseiterin, die sich gegen die mobbende Mehrheit behaupten muss, eine Institution, die dafür nur wenig Gespür zeigt, der Gewissenkonflikt einer Mitschülerin, die das Unrecht einsieht, schließlich eine Mutter, die im religiösen Wahn ihre Erziehungsmacht missbraucht. Der Verlust der Kontrolle über die Tochter würde diese Mutter antreiben, meint Darstellerin Julianne Moore.

Schweineblut-Attentat

Gegen die Widrigkeiten der Erwachsenenwelt hilft nur telekinetische Selbstverteidigung, eine Fähigkeit Carries, aus der sich Kinoeffekte schöpfen lassen, auch wenn Regisseurin Peirce dabei durchaus mit Zurückhaltung ans Werk geht. Erst als Carrie am Schulball eine tiefe Demütigung erfährt - Stichwort Schweineblut - dürfen die Computer die Führungsrolle im Vernichtungsfeldzug antreten.

Kimberly Peirce bleibt letztlich auf der sicheren Seite, passt sich an den Zeitgeist aktueller US-Genre-Produktionen an, die ihren Schrecken vor allem mit angezogener Handbremse verbreiten: Ein wenig Gruseln, aber keineswegs verstören. Und während Sissy Spacek ihre Carrie 1976 zwischen Opfer- und Täterrolle mit schroffer Entrücktheit erfüllte, verblasst Chloe Grace Moretz als betulich geplagter Durchschnittsteenager von heute. Im Zweifelsfall greift man dann also doch besser zum Original.

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