Welthandel: Doch Einigung auf Bali

Bei der Konferenz der Welthandelsorganisation (WTO) auf Bali hat es doch noch einen Erfolg gegeben: Einstimmig wurde das erste große Abkommen zur Liberalisierung des globalen Handels seit fast 20 Jahren angenommen. Das Abkommen könnte einen Wachstumsschub von bis zu einer Billion Dollar bringen.

Zwei Männer gebene sich die Hände

(c) Nagi, EPA

Morgenjournal, 7.12.2013

Handelshürden fallen

Das sogenannte Bali-Paket umfasst Handelserleichterungen sowie Hilfen für Entwicklungsländer. Es wurde am Samstag auf Bali im Konsens der 159 WTO-Mitgliedstaaten bestätigt, wie der Vorsitzende der 9. Welthandelskonferenz, Indonesiens Handelsminister Gita Wirjawan, bei der Abschlusssitzung erklärte.

Das Vertragswerk werde Millionen von arbeitenden Menschen auf der ganzen Welt zugutekommen und viele neue Jobs schaffen, erklärte WTO-Generaldirektor Roberto Azevedo. Zugleich seien die umfangreichen Vorhaben des Bali-Pakets ein klares Bekenntnis zur Verwirklichung der 2001 beschlossenen Doha-Entwicklungsagenda. "Das Bali-Paket ist nicht das Ende, es ist der Anfang", sagte der nach nächtelangen, schwierigen Verhandlungen zu Tränen gerührte Brasilianer.

Mit dem Paket von insgesamt zehn Einzelvereinbarungen wird unter anderem die weltweite Vereinfachung von Zollabwicklungen im grenzüberschreitenden Warenverkehr angestrebt. Die ärmsten Entwicklungsländer sollen bessere Zugänge zu den Märkten der Industrie- und Schwellenländer erhalten. Die Entwicklungshilfe im Bereich des Handels soll verstärkt werden. Zudem ist der Abbau von Agrarsubventionen vorgesehen.

Zugeständnisse an Indien und Lateinamerika

Der Durchbruch zu dem Pakt war am Freitag erreicht worden, indem Indien Ausnahmeregeln für die Subventionierung der Nahrungsmittelversorgung von 820 Millionen armen Menschen zugestanden wurden. Das Volumen des indischen Ernährungsprogramms überschreitet wahrscheinlich WTO-Grenzen für erlaubte Agrarsubventionen. Neu Delhi hatte gedroht, das Bali-Paket zu blockieren, sollten dadurch Probleme für die Nahrungsmittelsicherheit seiner Bevölkerung entstehen.

In der Nacht auf Samstag (Ortszeit) legten dann auch Kuba sowie Bolivien, Venezuela und Nicaragua ihr Veto ein. Grund war die fehlende Forderung nach einem Ende der US-Sanktionen gegenüber Kuba. Nun haben sich die USA und Kuba offenbar auf eine Formulierung geeinigt, mit der beide Seiten Leben können.

Experten gehen davon aus, dass die Umsetzung des Bali-Paktes einen weltweiten Wachstumsschub im Umfang von bis zu einer Billion Dollar (736 Mrd. Euro) ermöglichen kann. Damit ist nach Schätzungen der Internationalen Handelskammer (ICC) in Paris die Schaffung von 21 Millionen Arbeitsplätzen möglich - davon 18 Millionen in Entwicklungsländern.