"Peinlich": Fischer fehlt in Johannesburg

Kritische Töne gibt es um Österreichs Abwesenheit bei der Trauerfeier in Südafrika: Bundespräsident Heinz Fischer schickt Bundesratspräsident Reinhard Todt (SPÖ) als Vertreter. Doch dieser reist erst am Mittwoch nach Südafrika. Erfahrene Diplomaten und auch die Grünen finden das "beschämend" und "peinlich".

Mittagsjournal, 10.12.2013

"Wäre Aufgabe des Staatsoberhaupts"

Es sei beschämend, dass Österreich nicht durch das Staatsoberhaupt, sprich durch den Bundespräsidenten, bei den Trauerfeierlichkeiten für Nelson Mandela vertreten ist, findet Grünen-Chefin Eva Glawischnig: "Ich kann es mir nicht erklären, warum sich die ganze Welt in Südafrika versammelt und nur aus Österreich keiner der höchsten Repräsentanten Zeit findet, die Wertschätzung Österreichs dazulegen. Gerade für ein Land mit unserer Geschichte wäre so ein Zeichen sehr wichtig gewesen", so Glawischnig.

Bundespräsident Heinz Fischer absolviert morgen einen Termin in Deutschland. Er hält die Festrede anlässlich des 100. Geburtstages des ehemaligen SPD-Bundeskanzlers Willy Brandt. Auch die Regierungsverhandlungen und mögliche baldige Angelobung werden als Grund genannt. Eva Glawischnig von den Grünen lässt das nicht gelten: "Die Regierungsverhandlungen gehen jetzt bald seit drei Monaten. Also wann die Angelobung der Minister wirklich stattfindet, das kann ja wohl so flexibel angepasst werden, dass man an diesen Trauerfeierlichkeiten teilnehmen kann."

Die Grünen selbst nehmen übrigens auch nicht an den Trauerfeierlichkeiten teil. Für Eva Glawischnig ist das nicht vergleichbar: "Ich bin leider nicht die höchste Repräsentantin dieser Republik. Es gibt Aufgaben, die einfach in diesem Amt wahrzunehmen sind. Da geht es um ein Zeichen, das aus meiner Sicht Staatsoberhäupter zu leisten haben."

"Schade und peinlich"

Kein Problem sieht hingegen Albert Rohan, langjähriger Diplomat und früher Generalsekretär im Außenministerium, wenn Österreich den Bundesratspräsidenten als Sonderbeauftragten entsendet, denn dieses Amt habe eine hohe protokollarische Funktion. Südafrika sei kein Nachbarland und gehöre nicht zum engsten Kreis befreundeter Länder. Dazu kämen die Umstände der Regierungsbildung. Kritik kommt allerdings auch von Albert Rohan, weil der offizielle Repräsentant Österreichs bei der heutigen Trauerfeier nicht dabei ist. Die Vertretung durch den Bundesratschef wäre "in Ordnung", so Rohan, "nur müsste er halt dort sein." Dessen verspätete Anreise sei "schade und peinlich" weil es darum gehe, einen großen Mann zu ehren.

Aus dem Büro des Bundesrats-Präsidenten Reinhard Todt heißt es, er könne wegen eines Staatsbesuchs in Österreich nicht früher abreisen, sei aber bei einer zweiten Trauerfeier für Nelson Mandela dabei.