Pipeline bringt Wasser zum Toten Meer

Mit einem gemeinsamen Mammutprojekt wollen Israel, Jordanien und die Palästinenser Trinkwasser aufbereiten und das Tote Meer vor dem Austrocknen bewahren. Mit einer Pipeline soll Wasser aus dem Roten Meer in das 180 Kilometer nördlich gelegene Tote Meer gepumpt werden. Das Abkommen wurde nun in Washington unterzeichnet.

Mittagsjournal, 10.12.2013

Historisches Projekt

Es ist eine Vision, über die schon vor mehr als 100 Jahren der Wiener Journalist Theodor Herzl geschrieben hat, der als Begründer des jüdischen Staates gilt: das natürliche Gefälle vom Roten Meer zum Toten Meer ausnützen, dadurch Strom erzeugen und das Tote Meer auffüllen. Jetzt wird diese Vision zumindest zum Teil Wirklichkeit. Die zuständigen Minister Israels, Jordaniens und der Palästinensischen Autonomiebehörde haben gestern in Washington einen Vertrag unterschrieben, der eine Verbindung zwischen den beiden Meeren und die Produktion und den Austausch von Trinkwasser vorsieht. Der jordanische Wasserminister Hasem el-Naser: "Wir reichen unseren regionalen Partnern die Hände zur Entwicklung eines so wichtigen Projekts, das ein Modell sein wird nicht nur in unserer Region, sondern in der ganzen Welt, wo wir Konflikte haben, dafür, dass Wasser Menschen zusammenbringen kann."

Hoffnung für Frieden

Realisiert werden soll jetzt allerdings kein breiter Kanal durch die Wüste, über den man lange nachgedacht hatte, sondern eine bescheidenere Version mit Rohrleitungen. Bei der jordanischen Stadt Akaba wird eine Entsalzungsanlage gebaut, der Wasser aus dem Roten Meer zugeführt wird. Das produzierte Süßwasser wird im Süden, wo die Israelis Wasser für die Besiedlung der Negev-Wüste brauchen, geteilt, im Tausch dafür bekommen die Jordanier im Norden mehr Wasser aus dem See Genesareth. Der israelische Infrastrukturminister Silvan Schalom: "Wir wollen hoffen, dass dieses Abkommen ein Hoffnungsfunken ist für künftige Abkommen über einen umfassenden Frieden in der Region."

Weil auch die Wasserquote für die Palästinenser im Westjordanland erhöht wird, hat der palästinensische Wasserminister Shaddad Attili das Abkommen mitunterzeichnet: "Wir teilen die Probleme, die von der Wasserknappheit kommen. Heute haben wir gezeigt, dass wir gemeinsam daran arbeiten können, mehr Wasser verfügbar zu machen."

Bedenken von Umweltschützern

Der Clou des Projekts ist aber ein 180 Kilometer langes Rohr – dieses soll stark salzhaltiges Wasser, das als Abfallprodukt entsteht, nordwärts zum Toten Meer transportieren. Das Tote Meer ist eigentlich ein Salzsee, und sein Wasserspiegel sinkt jedes Jahr um einen Meter, weil das Regenwasser, das ihm durch den Jordan zufließen sollte, zum Trinken und für die Landwirtschaft verbraucht wird. Umweltschützer wenden ein, dass das Salzwasser aus der Entsalzungsanlage die falsche Zusammensetzung haben wird und das ökologische Gleichgewicht des Toten Meeres stören könnte. Außerdem ersetzt die Menge nur einen Teil des Wassers, das durch Verdunstung verloren geht. Es stimmt, sagen die Betreiber des Projekts, die Austrocknung wird nicht gestoppt, aber sie wird zumindest gebremst, und es ist ein erster Schritt zur Rettung des Toten Meeres.

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