Lampedusa: Empörung über Flüchtlingsbehandlung

Ein Videofilm über die entwürdigende Behandlung von Flüchtlingen auf Lampedusa erschüttert Italien. Von Unmenschlichkeit und Bedingungen wie im Konzentrationslager ist die Rede. Reaktionen gibt es dazu schon von Seiten der Europäischen Union. EU-Innenkommissarin Cecilia Malström hat Untersuchungen und Konsequenzen angekündigt.

Abendjournal, 18.12.2013

"KZ-Methoden"

Es sind schockierende Bilder, die im italienischen Fernsehen gestern zu Abend zu sehen waren: Flüchtlinge, die sich bei ein winterlichen Temperaturen im Freien reihenweise nackt ausziehen müssen und dann mit Desinfektionsmittel gegen Krätze abgespritzt werden. "Wir werden dort wie Tiere behandelt", sagt jener syrische Migrant, der das Video im Lager von Lampedusa heimlich gedreht hat. Männer wie Frauen würden so erniedrigt, Tag für Tag.

Italien reagiert entsetzt, das sind ja KZ-Methoden, sagt der Bürgermeister von Lampedusa. Die Regierung in Rom hat eine sofortige Untersuchung angekündigt.

Die EU-Kommission in Brüssel will aber noch weiter gehen: Italien muss die Regeln im humanen Umgang mit Migranten erfüllen, sagt der Sprecher von EU-Innenkommissarin Cecilia Malmstroem. Italien muss die Vorfälle restlos aufklären und auch wirklich Konsequenzen daraus ziehen. Andernfalls drohe Italien ein Vertragsverletzungsverfahren und Sanktionen, so der Sprecher von Cecilia Malmstroem.

Nach der jüngsten Flüchtlingstragödie mit mehr als 300 Toten hat Italien von Brüssel 30 Millionen Euro Hilfe bekommen. Der italienische Staat lagert aber die Flüchtlingsbetreuung aus, an die jeweils günstigste Firma, kritisieren Menschenrechtsgruppen. Niemand kontrolliert dann mehr, wie die Menschen dort wirklich behandelt werden.

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