Leistbares Wohnen: 8.000 Wohungen fehlen

In Österreich gibt es in Summe genug Wohnungen und Häuser. Das Problem dabei ist jedoch, dass viele Immobilien nicht für alle leistbar sind. Im Luxussegment stehen derzeit viele Wohnungen leer, während es an leistbaren Wohnungen mangelt. Experten fordern eine aktive Wohnpolitik.

Morgenjournal, 21.12.2013

"Maximal 40 Prozent des Gehalts"

Insbesondere in Wien stehen derzeit dutzende ausgebaute Luxus-Dachbodenwohnungen leer. Es finden sich keine Mieter, weil die monatlichen Kosten zu hoch sind. Auf der anderen Seite fehlen leistbare Wohnungen. Josef Schmidinger, Generaldirektor der s-Bausparkasse, definiert das so: "Leistbar heißt, dass eine Wohnung ungefähr maximal 600 Euro im Monat kosten soll, wenn wir das Durchschnittseinkommen um die 1.400 bis 1.500 Euro im Monat annehmen, wären das maximal 40 Prozent. Darüber hinaus ist die Wohnung meiner Meinung nach nicht mehr leistbar."

Um das zu erreichen braucht es laut Schmidinger eine aktive Wohnpolitik der Regierung. Es müssten Grundstücke insbesondere in Ballungsräumen bereitgestellt werden, dazu müssten die Gemeinden die nötige Infrastruktur errichten.

Bis zu 8.000 neue Wohnungen fehlen

Um die Wohnungspreise zu senken, brauche es ein größeres Angebot an Wohnungen, so Schmidinger. "Wir haben die Latte in Österreich immer bei etwa 50.000 gelegt. Das deckt in etwa das Wachstum der Haushalte und auch die Zuwanderung ab. Derzeit haben wir 44.000 fertig gestellt, das heißt wir brauchen zusätzlich etwa 6.000 bis 8.000 Wohnungen (pro Jahr, Anm.), die fertig gestellt werden müssen, um den Wohnungsbedarf abzudecken."

Die Wohnbauförderung sei nach wie vor wichtig, um die Wohnungen zu finanzieren, weil die Bank damit eine hohe Sicherheit für ihren Kredit habe. Außerdem erfolge dadurch eine Mengenlenkung, sodass in Ballungsräumen mehr Wohnung gebaut würden und am Land etwas weniger. Aus Kundensicht seien die Zinsen der Wohnbauförderung aber heute nicht billiger als bei normalen Bankkrediten, so Schmidinger. Er kann sich daher eine Reform der Wohnbauförderung durchaus vorstellen.

Starke Nachfrage nach Wohnbaukredite

So könnten statt der Darlehen verstärkt öffentliche Garantien oder Bürgschaften der Länder eingesetzt werden, damit auch für Bankkredite, die ja nicht teurer sind, ausreichende Sicherheit gegeben ist, wenn jemand für seine Wohnung einen Kredit braucht, so Schmidinger. Angesichts der derzeit niedrigen Zinsen stieg die Nachfrage nach Wohnbaukrediten in der zweiten Jahreshälfte: "Die Wohnbaukredite in Österreich haben um ungefähr eine Milliarde Euro zugenommen."

Das Geld werde einerseits für Renovierungen und andererseits für den Kauf von Wohnungen verwendet. Eine Eigentumswohnung zu besitzen sei wichtig, um den Lebensstandard in der Pension zu halten. Angesichts der niedrigeren Pension im Vergleich zum Aktivgehalt sei es wichtig, weniger monatliche Wohnkosten zu haben, so Schmidinger.